Der Marktplatz in Schwäbisch-Gmünd gehört im Sommer den Kindern. Denn dort wird jedes Jahr über die Sommermonate ein Pop-up Spielplatz aufgebaut – und das bereits seit 20 Jahren! Was für eine coole Idee. Wie sie funktioniert, das wollten wir genauer wissen.

Kürzlich wurde der Pop-up Spielplatz Marktplatz in Schwäbisch Gmünd auf Spielplatztreff eingetragen. Ein Pop-up Spielplatz? Klingt erstmal interessant, aber was soll das sein?! Pop-up kannte ich bisher eher im Zusammenhang mit Pop-up-Stores. Das sind Shops, die kurzfristig und vorübergehend häufig in leerstehende Läden einziehen. Aber so ein Spielplatz… ? Lässt der sich denn mal eben kurzfristig auf- und wieder abbauen? Fand ich spannend. Deshalb habe ich bei Zeno Bouillon, Landschaftsarchitekt und Leiter vom Garten- und Friedhofsamt in Schwäbisch Gmünd, nachgefragt und stelle euch das Konzept vom Pop-up-Sommerspielplatz in Schwäbisch Gmünd hier kurz vor. 

Wie lange steht der Pop-up Spielplatz und seit wann gibt es den?

Der Pop-up-Sommerspielplatz auf dem Gmünder Marktplatz wird jährlich von Juni bis Anfang Oktober aufgebaut. Dieser Zeitrahmen ist festgelegt, da vorher auf der Fläche vor dem Rathaus verschiedene Märkte, das Stadtfest, der Pferdetag, Beach- und Footvolleyball-Turniere, usw. stattfinden. Der Sommerspielplatz wird immer innerhalb von drei Tagen (!) aufgebaut. Daher ist eine gute Planung und Logistik absolut notwendig. Dieses Jahr feiert der Sommerspielplatz bereits seinen 20. Geburtstag! Der erste Pop-Up-Spielplatz ist im Jahr 2003 gebaut worden. Sogar in 2020 und 2021 – während der Corona-Hochphase – gab es den Sommerspielplatz.


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Woher kommen die Spielgeräte für den Pop-up Spielplatz? 

Die Spielgeräte kommen immer wieder von unterschiedlichen Spielgeräteherstellern. Die Stadt definiert vorher das Konzept und lässt es von interessierten Spielgeräteherstellern mit eigenen Katalogwaren oder Maßanfertigungen anbieten. Wie bei einem „normalen“ Kinderspielplatz auch. Geplant wird nicht nur für diesen einen Pop-up Spielplatz im Sommer, sondern langfristig für den oder die finalen Standorte der Spielgeräte. Dieses Jahr kommen fast alle Spielgeräte nach Abbau des Sommerspielplatzes auf einen neuen Kinderspielplatz im Neubaugebiet Strutfeld II im Gmünder Stadtteil Bargau. Somit wird der Sommerspielplatz jedes Mal mit neuen Spielgeräten ausgestattet, damit es für die Kinder nicht langweilig wird.

Wie ist die Standfestigkeit der Spielgeräte gewährleistet? 

Die Holzpfosten der Standard-Spielgeräte werden in Stahlfüße, so genannte Pfostenschuhe, gestellt und befestigt, die wiederum fest mit großen Stahlplattenfundamenten verschweißt sind. Für Sonderteile ab einer gewissen Höhe können vorhandene Bodenhülsen genutzt werden, welche bereits fest in den Boden einbetoniert sind. So ist die Stabilität aller Spielgeräte jederzeit gewährleistet.

Hier (während der Aufbauphase) gut zu sehen einer der vier Stahlfüße, in denen die Holzpfosten des Hangel-Elementes verankert sind. Nicht zu sehen ist das Stahlplattenfundament, welches bereits unter dem Sand begraben ist. Foto: ©Stadt Schwäbisch Gmünd

Sobald die Spielgeräte auf den Stahlplatten stehen, wird das Spielgelände mit einer ca. 60 cm hohen Sandschicht aufgeschüttet, die zwischen den Spielgeräten verteilt wird. Der Sand dient nicht nur zum Spielen, sondern auch als Fallschutz.

Die Bäume (dieses Jahr 11 sogenannte „Zukunftsbäume“ der Gartenamtsleiterkonferenz-Liste) stehen in Kübeln (im Foto oben noch gut zu sehen) und werden je nach Wetterlage wöchentlich mehrmals bewässert. Die drei Sonnenschirme (4m x 4m) sind nach dem gleichen Prinzip aufgebaut: mit Pfostenschuhen auf Stahlplatten.

Wie teuer ist der Pop-up Sommerspielplatz und wer bezahlt das?

Die neuen Spielgeräte kosten ca. 50.000 Euro und die Anlieferung sowie Montage der Spielgeräte, inkl. „Stahlfüße“, liegen bei ca. 10.000 Euro. Die Kosten für die Sandlieferung, Sonnenschirme, Bäume, Pflanzen usw. fallen je nach Planung / Bedarf unterschiedlich aus. Es ist schwierig eine genaue Summe zu beziffern, da die meisten Teile des Sommerspielplatzes wiederverwendet werden. Sogar die 250 Tonnen Sand werden hinterher auf bestehende Sandspielplätze und den „Remsstrand“ verteilt. Auch die Kanthölzer für die Randeinfassungen sowie die Sitzbänke und Hochbeete werden jedes Jahr wiederverwendet. Ebenso die Dusche – die ist übrigens eine Sonderanfertigung, damit sich auch die Kleinsten auf einfache Art und Weise Wasser zum Matschen holen können.

Sogar eine Dusche gibt es auf dem Pop-up Sommerspielplatz, wo sich die Kinder Wasser zum Matschen holen können. Foto: ©Stadt Schwäbisch Gmünd

Die Mittel zur Finanzierung der Spielgeräte sind im städtischen Haushalt fest eingeplant. Die Touristik & Marketing GmbH Schwäbisch Gmünd übernimmt teile des Aufbaus sowie die Unterhaltungskosten (Sand schaufeln, usw.) über die Sommermonate. Es wird jeden Tag zwischen 7 und 8 Uhr morgens Sand geschaufelt, da der Pop-up Spielplatz sehr gut frequentiert ist und dies auch mit den umliegenden Gastronomen so vereinbart wurde. Einmal wöchentlich findet eine Sichtkontrolle durch die städtischen Spielplatzkontrolleure statt.

Wie ist das mit dem Lärmschutz in der Zeit geregelt?

Der Pop-up Sommerspielplatz ist nach der aktuellen Spielplatznorm gebaut und beschildert mit Nutzungszeiten zwischen 08:00 und 21:00 Uhr. Dafür braucht es keine besonderen Lärmschutz-Regelungen. Es beschweren sich i. d. R. aber auch keine Anwohner über spielende Kinder. Wenn dann eher über eine Störung der Nachtruhe durch Feiernde in den frühen Morgenstunden. Dies lässt sich in einer vitalen Innenstadt aber auch auf anderen Flächen wahrnehmen, sagt Zeno Bouillon.

Der Sommerspielplatz wird sehr gut angenommen, die Frequentierung ist sehr hoch. Auch Kindergartengruppen und Schulklassen machen oft „Ausflüge“ in die Innenstadt und genießen den Spielplatz – ergänzt durch ein Eis auf dem Marktplatz. Für Touristen die z. B. den „Blühenden Stadtrundgang“ besuchen, bietet der Sommerspielplatz mit umliegender Gastronomie den Rahmen für die perfekte Mittagspause.

Ich finde, der Pop-up Spielplatz ist ein rundum gelungenes Konzept und eine richtig tolle Idee! Unbedingt zur Nachahmung in anderen Städten empfohlen. Der Coup ist, den zeitweiligen Sommerspaß für Kinder im Zentrum der Stadt mit der langfristigen Spielplatzplanung zu verbinden. Was meint ihr? Könntet ihr euch so einen Pop-up Spielplatz auch auf eurem Marktplatz vorstellen? Oder gibt es so etwas bei euch sogar schon? Falls nicht, fragt einfach mal bei den Spielplatzverantwortlichen eurer Stadt nach und helft mit, diese coole Idee bekannter zu machen.

Titel-Foto: Jedes Jahr wird der Marktplatz in Schwäbisch Gmünd zu einer Spielfläche für Kinder umgestaltet – mit einem Pop-up Sommerspielplatz. Foto: ©proludic / spielplatztreff.de