Wolfgang Krämer aus Mainz Mombach, ist 79 Jahre alt, war langjähriger Mitarbeiter einer Glasfirma und ist seit 1996 Rentner. Als Spielplatzpate engagiert er sich ehrenamtlich seit 2004. Denn endlich kann er „mal nur Mensch sein, freundlich auf die Leute zugehen und für seinen Ort etwas tun.“

+++ Wolfgang Krämer ist bedauerlicherweise Anfang 2016 verstorben. Sein Spielplatz-Engagement wird in Mainz immer in guter Erinnerung bleiben. +++

Darum bin ich Spielplatzpate:

Endlich mal nur Mensch sein

Nachdem ich pensioniert wurde, habe ich das als neue Aufgabe gesehen. Endlich mal nur Mensch sein, freundlich auf die Leute zugehen und für unseren Ort hier etwas tun. Das wollte ich. Der Stadtteil Mombach liegt mir sehr am Herzen. Hier bin ich der Wolfgang. Es ist für mich ein Kompliment, wenn die Leute „der Wolfgang“ zu mir sagen und nicht „der Herr Krämer“.

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Bevor ich mich um den Spielplatz am Mahnes in Mainz gekümmert habe, gab es dort einen maroden Bolzplatz und ein paar Wippen und Schaukeln und das war’s dann auch. Trotzdem haben sich dort immer viele Kinder getummelt. Deshalb habe ich damals mit den Anstoß gegeben, man müsste mal was tun.
Daraufhin hat das Jugendamt mich gefragt, ob ich nicht Spielplatzpate werden möchte.

Im Laufe der Jahre habe ich mich mit dem zuständigen Sachbearbeiter vom Jugendamt angefreundet. Gemeinsam haben wir viel bewegen können und das hat natürlich auch Spaß gemacht. Auch deshalb bin ich begeisterter Spielplatzpate.


Auf Spielplatztreff findest du weitere Spielplätze in Mainz mit Fotos und Bewertungen.


 

Das treibt mich an als Spielplatzpate:

Da hocken sich doch eh nur die Jugendlichen drauf und saufen

Ich wollte was für die Kinder tun und Kinder unterschiedlicher Kulturen zusammenzubringen. Das geht auf einem funktionierenden Spielplatz sehr gut. Ich war einige Jahre ehrenamtlich im Ortsbeirat tätig und habe immer wieder gegen meine Kollegen Sturm laufen müssen, weil die lieber die Polizei geholt hätten, um die Kinder und Jugendlichen auseinander zu treiben, wenn’s Ärger gab. Ich habe erlebt, dass Leute auf Grünflächen einfach die Bänke abgebaut haben, mit dem Argument „da hocken sich doch eh nur die Jugendlichen drauf und saufen“. Mir war klar, dagegen wollte ich etwas tun.

So viel Zeit investiere ich als Spielplatzpate:

Das passt gut, denn ich muss ja auch ein bisschen mehr laufen.

Drei- bis viermal wöchentlich verbringe ich eine halbe Stunde auf dem Spielplatz. Ich schaue, ob alles in Ordnung ist. Das passt mir ganz gut, denn ich muss ja auch ein bisschen mehr laufen. So ist es gut, wenn ich mich regelmäßig auf dem Spielplatz bewege und über das Gelände laufe. Wenn was ist, rufe ich das Jugendamt an und dann geht das seiner Wege.

Zu Beginn gab es natürlich mehr zu tun. Mit hohem Elan habe ich immer wieder nach Wegen gesucht, Gelder für den Spielplatz zu organisieren. Hier hatte ich mit dem Jugendamt eine Liste mit den Wunschspielgeräten der Kinder und Eltern erstellt und gemeinsam haben wir dann versucht, Geld zu kriegen, um diese Wünsche Stück für Stück zu erfüllen.

Das habe ich als Spielplatzpate schon erreicht:

Alle sind zufrieden. Das macht mich glücklich und auch ein bisschen stolz.

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Ich bin froh täglich zu sehen: Kinder aus vielen unterschiedlichen Kulturkreisen bespielen in friedlicher Gemeinschaft gern diesen Spielplatz. Und es gibt nun ein größeres Spielangebot als früher: Tischtennisplatten, Wipptiere, Sandflächen, Drehteller, Trampolin, Vielzweckturm, Reckstangen und eine Nestschaukel.

Außerdem wurde der bisherige Bolzplatz im Rahmen der „Sozialen Stadt“ nun zu einem tollen Vielzweckplatz umgestaltet. Alle sind zufrieden. Das macht mich glücklich und auch ein bisschen stolz. 

Das fordert mich als Spielplatzpate heraus:

Dann habe ich mich wieder umgedreht und dachte mir ‚Jetzt Courage!‘ zeigen!

Im Moment fordert mich nichts mehr heraus. Aber gerade zu Beginn war das anders. Ich glaube, es war ca. 2010 … da bin ich von Leuten angerufen worden, ich solle mal nach dem rechten schauen, da würden Jugendliche mit Migrationshintergrund auf dem Spielplatz zündeln. Dann bin ich dort hin mit meiner Kamera und habe fotografiert. Und schon war ich umringt und habe gedacht: „jetzt wird’s brenzlig“. Zunächst habe ich mich zurückgezogen, mich dann aber wieder umgedreht und dachte mir „Jetzt Courage!“ zeigen!

Ich hab den Jugendlichen zu verstehen gegeben, dass das nicht in Ordnung sei und sie damit ja auch ihren Spielplatz kaputt machen würden. Daraufhin meinten sie, dass sie es doch gar nicht waren, und ich merkte plötzlich, ich krieg den „Opa-Bonus“. „Jungs, ich glaub euch.“, hab ich geantwortet. „Aber schaut mal, hier liegt überall Dreck und Müll. Wenn ihr den wegmacht und euren Freunden sagt, dass sie das lassen sollen, dann wäre das gut.“ Und das hat funktioniert. Seitdem läuft alles prima. Ich habe am Anfang ganz groß meinen Ausweis auf den Bauch gehängt und bin immer wieder hin zu denen. Erst war ich der Sheriff, jetzt bin ich der Opa.

Das hilft mir als Spielplatzpate:

Ich habe es immer verstanden, ohne großen Druck, die Bereitwilligkeit herauszukitzeln.

Ich habe im „Stadtteil-Parlament“ca. 10 Jahre ehrenamtlich gearbeitet. Die Kontakte aus der Politik haben mir sehr geholfen. Weil ich dadurch regelmäßig auf mein Engagement für den Spielplatz hinweisen und so sicherlich auch die ein oder andere Summe organisieren konnte.

Ich musste aber nie energisch irgendwo einsteigen. Ich bin einfach drangeblieben und irgendwann hieß es dann: „Ach der Wolfgang hat wieder was.“ Ich glaube, ich habe es immer verstanden, ohne großen Druck, die Bereitwilligkeit herauszukitzeln. Dabei hat mir auch mein Interesse an zwischenmenschlichen Beziehungen geholfen. Ich möchte auf Leute zugehen, mir deren Wünsche anhören und mich dafür einsetzen. In meinem Sportverein kümmere ich mich um die Senioren. Da ist es ähnlich. Wenn sie Sorgen haben, können sie kommen und ich habe immer ein offenes Ohr. Das macht mir Spaß.

Das habe ich als Spielplatzpate noch vor:

Alles ist in trockenen Tüchern, jetzt kann ich mich freuen.

Eigentlich habe ich nicht mehr so viel vor. Alle meine Ziele sind erreicht. Ich freue mich, dass der Spielplatz inzwischen so ein Selbstläufer ist und ich nicht mehr so viel Energie reinstecken muss. Könnte ich auch gar nicht mehr, weil ich mittlerweile so meine gesundheitlichen Wehwehchen habe. Aber alles ist in trockenen Tüchern und jetzt kann ich mich freuen, wenn ich morgen noch lebe und über alles, was um mich herum passiert. Die Verleihung der Mombacher Ehrennadel 2010 für mein Engagement in Mombach war für mich der Schlussstrich. Das hat mich sehr gefreut. Das muss ich schon sagen.

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Engagierst du dich als Spielplatzpate und möchtest deine Erfahrungen mit anderen teilen? Dann fülle unser Spielplatzpaten-Formular aus und wir stellen dein Spielplatz-Engagement gerne in unserem Blog vor.

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„KINDER UND TEENS BRAUCHEN RÜCKZUGSORTE“
Steckbrief von Jens Weymann aus Mülheim an der Ruhe, seit über 20 Jahren Spielplatzpate.

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„DER DRANG, MICH ZU ENGAGIEREN, LIEGT IN MEINEN GENEN“
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„MAN KANN WAS ERREICHEN, WENN MAN SICH REINHÄNGT“
Steckbrief von Katja Schmidt aus Hagen, seit 2 Jahren Spielplatzpatin.

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„ICH HABE SPASS DARAN, VERANTWORTUNG ZU ÜBERNEHMEN“
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DIE LEUTE WISSEN, DASS ICH DAS MIT HERZ MACHE“
Steckbrief von Antonio Pizzulli aus Köln, seit 19 Jahren Spielplatzpate.

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„ICH KOMME SO LANGE, BIS DER BOLZPLATZ FERTIG IST.“
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„SPIELPLATZPATE SEIN MACHT SPASS UND FÜHLT SICH GUT AN“
Steckbrief der Viertklässler in Mettmann, für ein halbes Jahr sind sie gemeinsam Spielplatzpaten an ihrer Schule.

„BEIM SPIELEN VERGISST MAN GANZ DIE ZEIT…“
Steckbrief von Lina Kregel aus Monheim
, seit einem Jahr Spielplatzpatin.

Titel-Foto: Spielplatzpate Wolfgang Krämer, für die Kinder ist der „der Opa“. ©privat