Rauchende Eltern auf dem Spielplatz sind keine Seltenheit. Und Kippen, die achtlos in den Spielplatzsand geworfen werden, ein Problem. Kann ein prinzipielles Rauchverbot auf Spielplätzen Abhilfe schaffen oder ist das kleinlich? Ein paar Gedanken dazu…

Bestimmt habt ihr diese Situation schon einmal erlebt: Euer Kind sitzt gemütlich im Buddelkasten und gräbt mit seinen Händen den Spielplatzsand um – die Welt scheint in Ordnung. Doch plötzlich hat es einen Zigarettenstummel in der Hand oder führt ihn sogar schon zum Mund. Und noch ehe es über seinen Fund staunen oder sich freuen kann, seid ihr schon herbeigeeilt und habt das Ding entsorgt – erschrocken und zugleich froh, dass ihr rechtzeitig eingreifen konntet.

Wie helle im Kopf können diese Leute sein, die ihre Kippen direkt im Spielplatzsand entsorgen? Wohl nicht so sehr. Denn dass Zigarettenstummel nicht nur eklig, sondern auch gesundheitsgefährdend sind, ist ja allgemein bekannt. 

Wie gefährlich sind Kippenstummel im Buddelsand für Kinder?

„Ein Kleinkind kann den Tabak von einer halben Zigarette essen, ohne, dass ‚wilde Sachen‘ zu erwarten wären“, sagt Dr. Martin Ebbecke, stellvertretender Leiter im Giftinformationszentrum-Nord der Georg-August-Universität in Göttingen. Aus Erfahrung weiß er „Kinder essen die Stumpen in der Regel nicht, sondern nehmen diese in den Mund, dabei löst sich etwas von dem Tabak mit dem Zigarettenpapier auf und das kann verschluckt werden.“ Seit Einrichtung des Giftinformationszentrums im Jahre 1996 sind keine schweren Vergiftungen durch Zigaretten auf Spielplätzen bekannt geworden. Das ist beruhigend. Dennoch sind Zigarettenstummel im Spielplatzsand eine riesige Sauerei. Es ist nur schwer nachzuvollziehen, warum vielen Raucherinnen und Rauchern die wenigen Schritte zum Mülleimer schon zu viel sind. Häufig sind es ja sogar die Spielplatz-Eltern selbst, die mit diesem Verhalten ihre eigenen und fremde Kinder gefährden. 

Rauchverbot unter freiem Himmel?

Manche Städte versuchen das Kippen-im-Sand-Problem mit einem generellen Rauchverbot auf Spielplätzen in den Griff zu kriegen. In meiner Heimatstadt Köln darf zum Beispiel seit Mai 2013, mit der Verschärfung des Nichtraucherschutzgesetzes, offiziell auf Spielplätzen nicht mehr geraucht werden. Ein visueller Hinweis auf den Spielplatz-Schildern informiert darüber.

Spielplatz-Schild
Die Schilder auf Kölner Spielplätzen weisen auf das Rauchverbot hin. Foto: Schilling

Eigentlich eine stimmige Sache. Aber auf Kölner Spielplätzen wird trotzdem geraucht. Das ist täglich zu beobachten. Warum nur? Vielleicht weil das angedrohte Bußgeld von 25 Euro zu gering erscheint und das Risiko, erwischt zu werden, eingegangen wird? Vielleicht, weil sich nie jemand vom Ordnungsamt oder von der Polizei auf dem Spielplatz blicken lässt, um das Rauchen auf dem Spielplatz zu unterbinden? Vielleicht ist es zu schwierig, Rauchern das Rauchen im Freien jetzt auch noch verbieten zu wollen?

Rauchverbot mit Schwierigkeiten

Auch wenn es wünschenswert wäre, Spielplätze rauchfrei zu halten, weil Spielorte für Kinder und Zigaretten nun einmal nicht zusammenpassen. Öffentliche Spielplätze liegen im Freien und das Rauchen im Freien ist immer noch gestattet. Deshalb kann ich auch verstehen, wenn sich einige fragen: Was ist so schlimm daran, wenn sich die Rauchenden etwas abseits stellen und rauchen, solange sie die Kippen anschließend im Mülleimer entsorgen? Sind wir gar zu kleinlich, das Rauchen im Freien verbieten zu wollen?

Fakt ist, viele Städte tun sich schwer mit einem generellen Rauchverbot auf dem Spielplatz, aus verschiedenen Gründen :

  • Sie verweisen darauf, dass es sowieso schon verboten ist, Müll (also auch Zigarettenkippen) im öffentlichen Raum achtlos wegzuwerfen. Deshalb wäre eine zusätzliche Regelung überflüssig.
  • Des weiteren sei nicht immer klar, wie weit sich die Rauchenden vom Spielplatz entfernen müssten, um rauchen zu dürfen. Ist der Weg zu weit, wird die Aufsichtspflicht verletzt, das wiederum birgt neue, andere Risiken – das Kind könnte plötzlich vom Spielplatz auf die Straße laufen – da potenziert sich die Gefahr.
  • Hinzu kommt die Frage, wer soll für die Einhaltung des Gesetzes sorgen und die Bußgelder kassieren? Das Um- und Durchzusetzen kostet Geld. Geld, das gut in die Instandhaltung von Spielgeräten gesteckt werden könnte, argumentieren die Kritiker des Rauchverbotes.

Was ist mit der Vorbildfunktion?

Die Bedenken und Schwierigkeiten sind nachvollziehbar, bleibt noch das Argument der Vorbildfunktion. Jesper Juul, einer der bekanntesten Familientherapeuten, weiß: „Kinder lernen vor allem am elterlichen Vorbild“. Deshalb bin ich recht entspannt, wenn meine Kinder rauchende Eltern auf dem Spielplatz sehen. Denn ich hoffe, sie werden sich eher an ihren nicht rauchenden Eltern als an anderen Erwachsenen orientieren. Und was ist mit jenen, die sich jetzt schon rücksichtsvoll verhalten, sich zum Rauchen etwas abseits stellen und zum Schluss die Kippe im Mülleimer entsorgen? Lässt sich vorbildliches Verhalten per Gesetz überhaupt erzwingen? Oder ginge es vielmehr darum, mit dem Rauchverbot ein wichtiges Zeichen zu setzen und zum Umdenken anzuregen?

Was meint ihr? Seid ihr für oder gegen ein Rauchverbot auf dem Spielplatz? Welche Argumente zählen für euch am stärksten? Und welche Erfahrungen habt ihr mit rauchenden Eltern auf dem Spielplatz gemacht? Raucht ihr vielleicht selbst? Lasst gerne einen Kommentar dar.

 


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