Häufig geben Kommunen Spielplätze auf, um die frei gewordenen Flächen als lukratives Bauland zu verkaufen. Ist das wirklich schlau oder eher zu kurzfristig gedacht?

Es gibt zu viele Spielplätze, die regelmäßig gepflegt und sicherheitstechnisch überprüft werden müssen, die aber kaum noch ein Kind besucht. Weil in Deutschland immer weniger Kinder geboren werden. Also liegt der Gedanke nahe, in Zeiten knapper Kassen und mit Blick auf den demographischen Wandel, Spielplätze zu schließen und in Bauland umzuwidmen. So können die „ungenutzten“ Spielflächen teuer als Bauland verkauft werden und zusätzlich entfallen die Unterhaltungskosten für die längst vereinsamten Spielplätze.

Klasse statt Masse

Deshalb, so argumentieren die Kommunen, sei es besser auf Klasse statt auf Masse zu setzen, die Spielplätze zu verkaufen und das Geld gezielt auf den Spielplätzen auszugeben, die auch besucht werden. Das klingt durchaus vernünftig. Denn wer wünscht sich nicht große, toll ausgestattete und gut besuchte Spielplätze? Auf gähnend langweilige und leere Spielplätze können wir alle verzichten.

Die Sache hat einen Haken…

So einfach, wie es scheint, ist es jedoch nicht. Die Sache hat nämlich einen Haken. Sogar zwei, um genauer zu sein. Zum einen wandern die durch den Verkauf gewonnenen finanziellen Mittel oft gar nicht oder nur teilweise zweckgebunden in den Haushalt der Städte und Kommunen. Das heißt, die Gefahr ist recht groß, dass das Geld gar nicht den übrigen Spielplätzen zugute kommt. Sondern damit werden andere Haushaltslöcher gestopft. 

Zum anderen ist die Frage: Was tun, wenn in Zukunft wieder einmal mehr Spielplatz-Kinder in einem Stadtteil oder einer Gemeinde wohnen? Dann gibt es keine freien Flächen mehr, die bei Bedarf wieder zu Spielflächen umgewandelt und von Kindern genutzt werden könnten.

Besser vorausschauend planen

Hier wird zu kurzfristig gedacht und nicht nachhaltig gehandelt. Wir müssen auch an die kommenden Generationen denken.

Holger Hofmann, DKHW

Obwohl der Wunsch vieler Städte und Kommunen verständlich ist, auf diese Weise mehrere Probleme gleichzeitig zu lösen, steht man dem Verkaufstrend beim Deutschen Kinderhilfswerk recht kritisch gegenüber.

Holger Hofmann, Bundesgeschäftsführer des Deutschen Kinderhilfswerks, ärgert sich: „Hier wird zu kurzfristig gedacht und nicht nachhaltig gehandelt. Wir müssen auch an die kommenden Generationen denken. Einmal verkaufte Spielflächen kriegen Städte und Kommunen nie zurück.“ Anstelle dessen empfiehlt er „nicht benötigte Spielflächen vorübergehend stillzulegen, um Unterhaltungskosten zu sparen. Bei Bedarf können die Flächen dann wieder reaktiviert werden.“

Mischt euch ein!

Dieser Meinung schließen wir uns ausdrücklich an. Und wir freuen uns, wenn ihr in euren Städten und Kommunen genau hinschaut und nachfragt, sobald ihr hört, dass ein Spielplatz-Grundstück in Bauland umgewandelt werden soll. Es ist wichtig, darüber zu diskutieren, wie viel freien Raum wir heute und zukünftig unseren Kindern in zunehmend enger bebauten Wohnumgebungen zugestehen sollen und wollen.


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