Wenn es draußen grau und ungemütlich wird, kann der Besuch im Indoorspielplatz so manch öden Nachmittag retten und viel Bewegung ins Spiel bringen. Doch ist während Corona der Indoorspielplatz-Besuch eine gute Idee? Ulrich Hähnel vom Verband der Hallen- und Indoorspielplätze (VDH) ist sich sicher: Indoorspielplätze sind bestens vorbereitet und es gibt gute Gründe, gerade jetzt einen Indoorspielplatz zu besuchen.

Seit Oktober 2020 sind auch die letzten Indoorspielplätze wieder geöffnet. Doch viele Eltern fragen sich: Ist ein Indoorspielplatz-Besuch zu Corona-Zeiten überhaupt sicher?

Hähnel: Der Besuch eines Indoorspielplatzes ist ähnlich sicher, wie der Besuch eines Supermarktes oder eines Restaurants, da auch in Indoorspielplätzen individuelle Hygienekonzepte umgesetzt werden, die von den Gesundheits- und Ordnungsämtern genehmigt und kontrolliert werden.

Gerade sportliche Betätigung in geschlossenen Räumen wird kritisch bewertet, wegen der Ansteckungsgefahr durch Aerosole. Wie sieht das in Indoorspielplätzen aus?

Es gibt leider keine gesicherten Erfahrungswerte für Indoorspielplätze. Dem Verband ist aber nicht bekannt, dass es schon mal eine Infektion oder gar ein superspreading-Ereignis in einem Indoorspielplatz gegeben hätte. Die Anzahl der Besucher, die sich im Indoorspielplatz gleichzeitig aufhalten dürfen, ist stark beschränkt. Ähnlich wie im Einzelhandel. 

Viel Platz auch im Okidoki in Willich. Fotos: Okidoki

Ein großer Vorteil der Indoorspielplätze ist, dass diese oft mehrere tausend Quadratmeter groß sind – mit sehr hohen Hallendecken. Es gibt wahrscheinlich kaum Orte, in denen Besucher mehr Platz und Luft-Volumen haben, als in einem Indoorspielplatz. Zusätzlich werden die Räumlichkeiten extra stark belüftet, um einen hohen Luft-Austausch zu gewährleisten.

Viel Platz für nur wenig Besucher – das klingt nach guten Bedingungen …

Ja. Durch diese besonderen Raumsituationen, dem großen Platzangebot und den bewährten Hygienekonzepten halten wir den Besuch eines Indoorspielplatzes für sehr sicher. Eltern können unbesorgt mit ihren Kindern ein paar schöne Stunden in einem der vielen Indoorspielplätze in Deutschland verbringen. Die Beschränkung der Besucherzahlen haben im Übrigen noch den Vorteil für die Besucher, dass die Aufenthaltsqualität besonders hoch ist. Viel Platz zum Toben und keine Schlangen.

Welche Corona-Regeln gilt es im Indoorspielplatz nun konkret zu beachten?

Die genauen Regeln sind von Bundesland zu Bundesland und auch von Kommune zu Kommune etwas unterschiedlich. Sie orientieren sich aber alle an den bekannten AHA-Regeln: ABSTAND – HYGIENE – ALLTAGSMASKEN. Zusätzlich gibt es natürlich individuelle Regeln der einzelnen Anlagen zu beachten, über die man sich vor dem Besuch informieren sollte.

Hygieneregeln im Indoorspielplatz Erlebnishaus BWG in Halle / Screenshot Webseite
  • Da es strenge Beschränkungen der Besucherzahlen gibt, haben viele Betriebe die Möglichkeit von Online-Reservierungen eingeführt. Es ist daher empfehlenswert, sich vor dem Besuch des Indoorspielplatzes zu erkundigen, ob eine Online-Reservierung sinnvoll oder sogar wichtig ist.
  • In vielen Betrieben gibt es Eintrittskarten mit Zeitfenstern, z. B. für den Vormittag oder den Nachmittag, damit in der Mittagspause alle Oberflächen in Ruhe desinfiziert werden können. Auch dies sollte bei der Planung des Besuchs berücksichtigt werden.
  • Innerhalb der Indoorspielplätze gelten die bekannten Verhaltensregeln. Für die Tische im Gastrobereich gelten dieselben Abstandsregeln, wie in der Gastronomie. Außerhalb des Sitzplatzes ist ein Mund-Naseschutz zu tragen und die Mindestabstände von 1,5 m sind einzuhalten.
  • Die Anzahl der Personen auf den Toiletten ist begrenzt. Durch festgelegte Laufwege und getrennte Ein- und Ausgänge wird entgegenkommender Verkehr auf ein Mindestmaß reduziert. Für die Besucher steht Handdesinfektionsmittel zur Verfügung, das genutzt werden sollte.
  • Auch für die Kinder gelten gewisse Einschränkungen. Kinder ab 6 Jahren müssen ebenfalls einen Mund-Naseschutz tragen. Innerhalb der Spielattraktionen kann auf diesen verzichtet werden, wenn der Mindestabstand eingehalten wird. Manche Spielbereiche, z. B. das Bällebad, sind meist geschlossen.

Spielende Kinder, die den Abstand einhalten – funktioniert das in der Praxis?

Es ist richtig, dass Kinder oft schwer zu bändigen sind, insbesondere wenn sie unbeschwert spielen und toben. Aber auch die Kinder kennen die jetzige Situation bereits seit Monaten und haben sich an die Standard-Regeln gewöhnt oder kennen und beachten sie jedenfalls. Neben den Mitarbeitern, die die Kinder selbstverständlich auf Verstöße aufmerksam machen, sind aber auch die Eltern in der besonderen Pflicht den Kindern ein gutes Vorbild zu sein und auch selber darauf zu achten, dass ihre Kinder sich an die Regeln halten.

Beim Rutschen lässt sich Abstand halten so wie im Inplaysia in Herrieden. Foto: Inplaysia

Weniger Einnahmen durch weniger Besucher bei gleichzeitig höheren Ausgaben für die Einhaltung der Hygiene-Maßnahmen. Wie rechnet sich das überhaupt?

Das ist natürlich ein trauriges Thema. Als Mitte März alle Indoorspielplätze schließen mussten, fielen von einem auf den anderen Tag alle Einnahmen weg. Große Kostenpositionen wie Miete, Finanzierungskosten und Versicherungsbeiträge liefen weiter. Danach kam der Sommer, in dem die Besucherzahlen grundsätzlich sehr gering sind. Durch die zusätzliche Reduzierung der Besucherzahlen durch die Sorge der Eltern, haben viele unserer Mitgliedsbetriebe die Tore ganz geschlossen gelassen und erst im Laufe des Septembers neu eröffnet. Selbst aktuell haben noch viele Betriebe nur am Wochenende geöffnet oder haben 2-3 Ruhetage in der Woche.

Jetzt in den Herbst- und Wintermonaten müssten die Betreiber also wieder Geld verdienen, um die entstandenen Verluste auszugleichen …

Richtig. Doch durch die behördlichen Beschränkungen der Besucherzahlen und die Zurückhaltung der Eltern liegen die Besucherzahlen im Moment nur bei ca. 50 bis 70 Prozent des üblichen Umfangs. Dies ist zwar ausreichend, um gerade so kostendeckend zu arbeiten, aber es ist nicht möglich, ein notwendiges Polster anzusparen, um durch den nächsten Sommer zu kommen. Glücklicher Weise wurde die Überbrückungshilfe bis Ende Dezember 2020 verlängert. Die Politik hat im Großen und Ganzen eine ganze Menge für die Wirtschaft und auch für unsere Branche getan, wofür wir sehr dankbar sind. Schwer ist es trotzdem.

Wie viele Indoorspielplätezwerden nicht überleben, wenn die Corona-Pandemie noch ein Jahr anhält?

Die konkrete Frage ist nicht konkret zu beantworten. Wir sehen aber bereits heute, dass etliche Betriebe – auch aus anderen Bereichen der Freizeit-Branche – die Krise nicht überlebt haben. Wir gehen davon aus, dass viele Betriebe nach dem Winter feststellen werden, dass sie nicht genug Geld verdient haben, um über den langen Sommer zu kommen. Da die Rücklagen alle verbraucht sind, befürchten wir eine große Schließungswelle im Frühjahr.

Im Rahmen dieser Regeln sollten die Menschen aber auch Freizeitangebote nutzen, sonst gibt es viele dieser Angebote bald nicht mehr.

Ulrich Hähnel, VDH

Wir bereiten gerade eine Befragung unserer Mitglieder vor, zu den wirtschaftlichen Folgen der Krise, den genauen Umsatzverlusten und den Prognosen für das nächste Jahr. Ich denke, dass unsere Branche ihre Hausaufgaben gemacht hat. Die größte Herausforderung sehe ich in der Politik, auf die kommende Entwicklung immer angemessen zu reagieren und auf die Gesellschaft, die angemessenen Regeln auch zu befolgen. Im Rahmen dieser Regeln sollten die Menschen aber auch Freizeitangebote nutzen, sonst gibt es viele dieser Angebote bald nicht mehr.

Diese Indoorspielplätze in deiner Nähe findest du auf Spielplatztreff. Fehlt einer? Dann ergänze gerne den Tipp.

Vielen Dank, Herr Hähnel für das Gespräch. Wie seht ihr das: Könnt ihr euch einen Indoorspielplatz-Besuch zu Corona-Zeiten vorstellen? Oder wart ihr in den letzten Wochen schon dort? Wie sind eure Erfahrungen? Schreibt es gerne in die Kommentare.


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