Werner Beermann aus Hagen-Haspe ist 78 Jahre alt, dreifacher Opa und war früher Elektriker bei der VARTA. Seit gut 20 Jahren ist er Rentner und seit 11 Jahren Spielplatzpate. Ausgestattet mit einer großen Portion Humor und einer gewissen Hartnäckigkeit, kümmert er sich als Spielplatzpate gleich um zwei Spiel- und Bolzplätze in seiner Nähe.

Darum bin ich Spielplatzpate:

Mensch, du hast immer so ’ne große Klappe!

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Ich hab mich damals bei einem unserer Bezirksvertreter des öfteren über den schlechten Zustand des Bolzplatzes in meiner Nähe beschwert und gefordert, dass sich mal mehr darum gekümmert werden müsste, der sei immer so dreckig. Und da meinte dieser Bezirksvertreter, den ich auch persönlich kannte, zu mir: „Mensch, du hast immer so ’ne große Klappe! Kümmere du dich doch mal selbst darum.“
Tja, und das hab ich dann getan und bin Spielplatzpate geworden. Seitdem betreue ich den Spiel- und Bolzplatz in der Gabelsberger Straße, direkt bei mir um die Ecke. Und seit ca. 4 Jahren zusätzlich den Spiel- und Bolzplatz vor der Schützenburg, 500 Meter von meinem Wohnort entfernt.

Das treibt mich als Spielplatzpate an:

Junge, wie isset. Denk dran, was ich dir mal beigebracht habe.

Der Bolzplatz in der Gabelsberger Straße ist immer gut besucht. Dort zieht es die jungen Leute hin. Ich will die Jungs von der Straße holen. Auf meinem Bolzplatz hatte ich einen Jungen, der spielt inzwischen in Dortmund in der Westfalen-Liga. Und wenn ich den mal treffe sag ich: „Junge, wie isset. Denk dran, was ich dir mal beigebracht habe.“ Ist schön, über die Jahre die Jungs Fußball spielen zu sehen. Die Jugendlichen freuen sich immer noch, wenn sie mich sehen und rufen: „Hallo, wie geht’s?“ Das macht Spaß. Ich mach das noch so lange weiter, wie ich kann. Aber ich will das auch nicht so hoch aufhängen. Es gibt genug andere, die auch was machen.

So viel Zeit investiere ich als Spielplatzpate:

So braucht sich die Stadt da gar nicht drum zu kümmern.

Ach, die Zeit hält sich eigentlich im Rahmen. Beide Plätze liegen ziemlich nah an meinem Wohnort. Am Bolzplatz in der Gabelsberger Straße komme ich sowieso täglich vorbei. Da gucke ich dann nach und räume auch mal einen leeren Pizza-Karton weg. Auf dem anderen Platz bin ich einmal pro Woche. Wir haben hier in Haspe den Arbeit schaffen in Haspe e.V. Das ist eine Arbeitsgemeinschaft, in der wir Langzeitarbeitslose wieder an den Rhythmus gewöhnen wollen. Mit denen machen wir ein- bis zweimal im Jahr eine Grundreinigung der Plätze. So braucht sich die Stadt da nicht drum zu kümmern.

Das hab ich als Spielplatzpate schon erreicht:

Ach, da kommt der schon wieder mit seinem Bolzplatz.

Beim Bolzplatz vor der Schützenburg waren die Zäune kaputt. Da habe ich sehr lange bei der Bezirksvertretung in Haspe darum gekämpft, bis sie mir die Zäune repariert haben. Ich hab immer wieder angerufen und bin zu den Versammlungen gegangen. Dann habe ich einen Bürgerantrag gestellt, damit das offiziell wurde. Nur mit Reden kommt man ja nicht weit. Das wird ja in keinem Protokoll vermerkt. „Ach, da kommt der schon wieder mit seinem Bolzplatz.“, hieß es dann schon. Ich hab denen gesagt: „Ich komme so lange, bis der Bolzplatz fertig ist.“ Nach drei Jahren waren dann die Zäune repariert.

Das fordert mich als Spielplatzpate heraus:

Wenn du was willst, hörst du immer nur: ’Es ist kein Geld da!’

Schwierigkeiten hab ich eigentlich nur mit der Stadt, wenn die was reparieren soll. Wie lange das dauert, das finde ich schwierig. Aber da bin ich nicht der Einzige. Die haben eben kein Geld und damit müssen wir leben. Unsere Stadt hat 1,3 Mrd. Schulden und wenn du was willst von denen, hörst du immer nur: „Es ist kein Geld da!“ Dabei sollten die doch froh sein, dass wir die Kinder von der Straße holen. Ich fahre ja auch immer zu den Spielplatzpaten-Konferenzen vom ABA-Fachverband. Und da erfahre ich dann, dass Städte wie Duisburg oder Oberhausen, denen es noch schlechter geht als uns, trotzdem viel mehr für ihre Spielplätze machen als wir hier in Hagen. Das finde ich traurig. Aber grundsätzlich kann ich damit Leben, weil ich als Metaller, Gewerkschaftler und Betriebsrat ja auch nicht immer nur eitlen Sonnenschein hatte.

Das hilft mir als Spielplatzpate:

Ich komme gut mit den jungen Leuten klar.

Ich war früher Ausbilder im Elektroberuf bei der VARTA und hab da immer schon mit jungen Leuten zu tun gehabt. Früher kamen die ja schon mit 14 Jahren in die Lehre. Ab und zu muss man auch mal ein Machtwort sprechen, aber das klappt soweit ganz gut. Ich komme mit den jungen Leuten klar, ob das hilft oder nicht, weiß ich nicht. Und ganz bestimmt hilft Geduld und Ausdauer, weil es eben lange dauert, bis etwas repariert ist.

Das hab ich als Spielplatzpate noch vor:

Ich würde mir wünschen, dass auch dieser Belag erneuert wird.

Der Bolzplatz in der Gabelsberger Straße hat ja einen Tartan-Belag. Der Bolzplatz vor der Schützenburg hingegen nur Aschebelag. Ich würde mir wünschen, dass auch dieser Belag erneuert werden könnte. Aber wer soll es bezahlen? Die Stadt hat kein Geld. Ich bin deshalb mit einem Bauverein vor Ort im Gespräch, aber eine fünfstellige Summe aufzutreiben ist schwierig. Deshalb weiß ich noch nicht genau, wie ich das angehe.

WEITERE SPIELPLATZPATEN ERZÄHLEN:

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Titel-Foto: Werner Beermann ist seit 11 Jahren Spielplatzpate in Hagen-Haspe. ©Schilling