Im Juli 2021 trifft die verheerende Flutkatastrophe auch das Ahrtal und zerstört einen Großteil der Spielplätze in Bad Neuenahr-Ahrweiler. Ein Jahr danach haben wir Karl Walkenbach von der Pressestelle der Stadt gefragt: Vor welchen Herausforderungen stand die Stadt? Und wie ist es gelungen, dass die meisten Spielplätze heute wieder bespielbar sind?

Am 14. Juli 2021 fällt tagsüber und in der darauffolgenden Nacht so viel Regen im Ahrtal wie sonst durchschnittlich im gesamten Monat Juli. Die Stadt Bad Neuenahr-Ahrweiler liegt direkt an der Ahr und wird von der Hochwasserkatastrophe schwer getroffen. Allein 67 Todesopfer der insgesamt 134 Menschen, die durch die Flut im Ahrtal sterben, lebten in Bad Neuenahr-Ahrweiler. Die Wassermassen verwüsteten große Teile der Stadt. Fast alle Brücken wurden zerstört und viele Straßen stark beschädigt. Auch die meisten Spielplätze waren über Nacht plötzlich unbespielbar.

Herr Walkenbach, wie groß war damals das Ausmaß der Zerstörung mit Blick auf die Spielplätze in Bad Neuenahr-Ahrweiler?

Die Dimension der Zerstörung der Ahrfluten im Juli 2021 übertraf alles bisher Erlebte! Hochwasser kennen wir natürlich. Aber bei früheren Überschwemmungen war noch nie einer unserer Spielplätze betroffen. Plötzlich waren 26 unserer 34 Spielflächen – dazu gehören auch Außenanlagen von Schulen und Kindergärten – teilweise oder gar völlig zerstört. Wir wussten nicht, wo wir anfangen sollten.

Vor welchen besonderen Herausforderungen standen Sie unmittelbar nach der Flutkatastrophe?

In der Anfangsphase fehlte ausreichend Personal und die Gerätschaften waren knapp. Viele von den städtischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern waren leider selbst von der Flutkatastrophe schwer betroffen, insbesondere unter den Aktiven im Betriebshof. Zudem hat der Betriebshof selbst durch die Flut teils zwei Meter unter Wasser gestanden. Dort gingen viele Maschinen verloren, so dass wir zunächst nur eingeschränkt handlungsfähig waren. 

Natürlich gab es in den ersten Wochen auch anderes zu tun, als sich um die Spielplätze zu kümmern. Die Grundbedürfnisse der Bürgerinnen und Bürger wiederherzustellen und zu sichern hatten oberste Priorität! In dieser Phase war es wichtiger, die Straßen zu räumen, um Rettungswege und Fahrwege freizuhalten, als die Spielplätze wieder instand zu setzen. 

Mit welchen Arbeiten haben Sie begonnen, um die Spielplätze wieder herzurichten?

Nach der Schadensaufnahme musste zunächst der Müll von den Spielplätzen weg. Dann galt es, die Sandflächen und die noch nutzbaren Spielgeräte zu reinigen. Danach haben wir uns Gedanken um die Anschaffung neuer Spielgeräte gemacht. Da war es gut, dass dafür zeitnah Spenden gesammelt worden sind. Ein besonderer Dank geht hier an den neu gegründeten Verein Die AHRche e.V.! Der Verein hat sich die Katastrophenhilfe und den Wiederaufbau zur Aufgabe gemacht und bereits viele Spendengelder gesammelt.

Einige kleinere Spielplätze konnten wir als Stadt auf diese Weise relativ schnell wiederherrichten. Dies geschah in enger Zusammenarbeit mit ansässigen Firmen und freiwilligen Helferinnen und Helfern. Aber viele Spielplätze waren von den Flutmassen so massiv in Mitleidenschaft gezogen worden, dass dort umfassende Baumaßnahmen nötig waren.

Waren Sie froh, über die riesige Welle der Hilfsbereitschaft? Viele haben ja auf eigene Faust angefangen, die Spielplätze zu sanieren.

Natürlich waren wir froh darüber! Da wir sehr viel Hilfe von Freiwilligen, von Firmen und anderen Städten und Kommunen bekommen haben, sind wir bei den Spielplätzen, trotz der erwähnten Schwierigkeiten, gut vorangekommen. Diese großartige Unterstützung beim Wiederaufbau der Spielplätze hat dazu beigetragen, den Kindern schnell wieder ein wenig Normalität zurückzugeben.

Dabei war es aber wichtig, die angebotene Hilfe zu koordinieren. Schließlich gibt es für Spielplätze hohe Auflagen, damit sich Kinder beim Spielen nicht verletzen. Die schnelle Hilfe aller Freiwilligen war bestimmt gut gemeint, allerdings kann die Stadt im Sinne der Eltern und ihrer Kinder keinen Spielplatz freigeben, der nicht den Sicherheitsanforderungen entspricht. 

Dauerte es deshalb so lange, die Spielplätze der Stadt wieder herzurichten?

Freilich hat es Wochen gedauert, um die Situation einigermaßen in den Griff zu bekommen. Denn: ein Spielplatz will gut geplant sein, damit er langfristig funktioniert. Dabei geht es neben der Auswahl der Spielgeräte auch um Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit der Spielanlagen. Hochwertige Spielgeräte sind sehr teuer und wir wollten nicht kopflos irgendwelche Spielgeräte kaufen und aufstellen.

Eine andere Aufgabe, die Zeit gekostet hat, waren die Bodenproben. Schließlich mussten wir vor einer Sanierung prüfen, ob die Böden der Spielplätze nicht kontaminiert sind und ggf. großräumig Erde ausgetauscht werden musste. Zum Glück waren die Böden nicht in dem Maße belastet, wie wir zunächst befürchtet hatten.

Wie viele Spielplätze sind ein Jahr nach der Flut wieder bespielbar?

Bis auf drei Spielplätze, die total von der Flut zerstört wurden, können alle anderen Spielplätze glücklicherweise inzwischen wieder genutzt werden. Zugegeben, auf einigen müssen noch Spielgeräte ersetzt werden, wie zum Beispiel auf dem Spielplatz in der Freiherr-vom-Stein-Straße. Doch die Planungen stehen größtenteils, so dass es noch in diesem Jahr weiter vorangehen wird.

Die Stadt ist froh darüber, dass Kinder den größten Spielplatz –  das ist der im Kaiserin-Auguste-Victoria-Park – seit längerem schon wieder zur Hälfte nutzen können. Der Spielbereich mit Ritterburg ist fertig. Aber auch der Spielbereich „Piraten“ wird am 23.  Juli 2022 mit einem großen Fest wiedereröffnet.

Ob der völlig zerstörte Spielplatz an der Ramersbacher Straße wieder aufgebaut werden kann, steht dagegen noch nicht fest. Hier wurde übergangsweise unter Federführung der AHRche e.V. ein neuer Spielort geschaffen: der Indoorspielplatz KINDERPAHRADIES. Dieser ist ausschließlich über Spendengelder finanziert worden und soll dort für zwei Jahre bestehen bleiben. Familien aus den betroffenen Flutgebieten haben freien Eintritt. Hier danken wir besonders dem Engagement der Initiative „Spenden-Shuttle“ und ihrem Vereinsvorsitzenden Guido Henseler. Eine wirklich schöne Sache!


Die Stadt hat alle öffentlichen Spielplätze in Bad Neuenahr-Ahrweiler auf Spielplatztreff.de eingetragen. So finden Familien ganz schnell und einfach – auch per Spielplatztreff App – die Spielplätze der Stadt. Und können sich jederzeit über den Fortschritt der Instandsetzungsmaßnahmen informieren.


Wer hat Sie ganz besonders beim Wiederaufbau der zerstörten Spielplätze unterstützt?

Viele freiwillige Helferinnen und Helfer aus nah und fern haben uns beim Wiederaufbau der Spielplätze tatkräftig unterstützt. Dafür sind wir sehr dankbar! Besonders hervorheben möchte ich an dieser Stelle das Engagement von Nadine Wenigmann und Jürgen Hoffmann. Beide wohnen in der Kreisstadt und sind Mitglieder des bereits erwähnten Vereins Die AHRche e.V.. Gut ist, dass sich Verein und Stadt abstimmen, für welche Spielgeräte die Spenden investiert werden. Für dieses unermüdliche Engagement sind wir sehr dankbar!

Jede Spende hilft!
Wer mithelfen möchte, auch die letzten Spielplätze in Bad Neuenahr-Ahrweiler wieder herzurichten: Spenden an die AHRche e.V. sind jederzeit herzlich willkommen:
Stichwort: „Kinder im Ahrtal“ 
IBAN: DE 44 5776 1591 1728 0416 00
Volksbank RheinAhrEifel

Darüber hinaus gab es viele Spenden von Privatleuten und Firmen, von denen Spielgeräte und Material gekauft werden konnte. Ein großes Dankeschön gilt hier insbesondere dem Spielgerätehersteller Kompan. Der Hersteller ist der Stadt preislich großzügig entgegengekommen. Dadurch konnten wir einige Spielgeräte neu beschaffen.

Toll war auch das Angebot des Geräteherstellers stilum GmbH. Dieser unterstützt den Wiederaufbau des Spielplatzes „Am weißen Stein“ und wird vor Ort die neuen Geräte aufbauen.

Damit nicht genug! Auch andere Städte haben uns gestützt. So haben die Bauhöfe der Stadt Koblenz und der Stadt Köln jeweils einen Spielplatz wieder hergerichtet. Ebenso der Landkreis Bendorf in Zusammenarbeit mit der Stadt Nordhorn.

Ein großer Dank geht an alle anderen freiwilligen Helferinnen und Helfer, wie etwa die fleißigen Kräfte aus dem Münsterland, die schon sehr früh zu uns gekommen waren. In einigen Stadtteilen haben die dort aktiven „Helfergruppen“, mit der Unterstützung von helfenden Händen und Spenden aus dem Münsterland oder Bayern, Spielplätze saniert oder gar neu gebaut.

Vieles ist bisher geschafft, was die Stadt alleine nicht hätte leisten können. Es sind noch einige Projekte geplant. Diese sollen in den nächsten Monaten realisiert werden.

Vielen Dank, Herr Walkenbach, für diese interessanten Einblicke. Und danke auch an Carmen Douglas, verantwortlich für die Spielplätze der Stadt, für ihren unermüdlichen Einsatz.

Titel-Foto: Das neue Kletterschiff im Kaiserin-Auguste-Viktoria-Park darf Ende Juli 2022 bespielt werden. © Stadt Bad Neuenahr-Ahrweiler