„Das haben die hier echt blöd gemacht, mit der untersten Sprosse. Die ist ja viel zu hoch!“ Habt ihr euch auch schon mal darüber geärgert, dass eurer Kind nicht alleine auf die Rutsche gelangt, weil es die unterste Sprosse einfach (noch) nicht überwinden konnte? Was auf den ersten Blick nach schlechter Umsetzung aussieht, ist in Wirklichkeit gut durchdacht. Die unterste Trittstufe ist nämlich häufig extra ein Stück höher angebracht. Warum? Erfahrt ihr in diesem Beitrag.

Eine Rutsche kann lang und steil, aber auch kurz und flach sein. Eine Balancier-Element kann in schwindliger Höhe liegen oder knapp über dem Boden. Zu einer Aussichtsplattform gelangen Kinder über einen festen Steg mit sicheren Seitenwänden oder über eine Wackelbrücke mit wenigen Haltegriffen ohne seitliche Absicherung.

Je nachdem für welches Alter ein Spielgerät ausgelegt ist, variiert dessen Gestaltung, Ausstattung und Schwierigkeitsgrad. Das ist wichtig, damit Kinder entsprechend ihres Alters und ihrer motorischen Fähigkeiten auf unterschiedliche Herausforderungen, wie Hindernisse, Kletterhöhen oder Geschwindigkeiten treffen. An diesen Herausforderungen testen sie ihre Grenzen, erweitern ihre Fähigkeiten, stärken die Zuversicht in sich selbst und wachsen letztendlich Stück für Stück.

Einstiegsfilter erschweren den Zugang

Um zu verhindern, dass jüngere Kinder Zugang zu Spielgeräten haben, die sie überfordern würden, werden über so genannte Einstiegsfilter technische Vorkehrungen getroffen, die den Zugang deutlich erschweren. Leitern mit Sprossen sind eine sehr gängige Aufstiegsvariante für Spielgeräte. Liegt die unterste Sprosse mehr als 40 cm über dem Boden, wie bei dem Klettergerät im Artikelbild, dann ist das ein absichtlich platzierter Einstiegsfilter.

Wie auf Bild unten zu sehen ist, erwartet die Kinder oben auf dem Klettergerät ein wackeliger und recht anspruchsvoller Balancier-Balken. Die Haltemöglichkeit – ein Querbalken – ist erst ab einer bestimmten Armlänge erreichbar und es gibt keine seitliche Absturzsicherung. Also eher kein Spielangebot für Kinder unter drei Jahren.

Kletterkind auf Klettergerät
Für den großen Bruder ist die unterste Stufe kein Problem. Er kommt aber auch oben auf dem Spielgerät mit den Herausforderungen zurecht. Foto: spielplatztreff.de

Wohlgemerkt, auch jüngere Kinder können, wenn sie geschickte Kletterer sind, solche erhöhten Sprossen erklimmen. Aber sie benötigen in der Regel dafür mehr Zeit. Zeit, die wir Eltern vielleicht brauchen, um noch rechtzeitig zum Klettergerüst zu gelangen und begleitend abzusichern.

Positiver Nebeneffekt: Durch die Konzentration und die Anstrengung, mit der das Kind diese erhöhte Sprosse überwindet, verhält es sich automatisch vorsichtiger – eine höhere Selbstsicherungsfähigkeit entsteht.

Jüngere Kinder können sich nicht selbst schützen

Bei Kindern unter drei Jahren ist diese Selbstsicherungsfähigkeit in der Regel noch kaum ausgeprägt. Das heißt, jüngere Kinder können auf Grund ihrer Entwicklung Gefahren nicht so gut erkennen bzw. einschätzen wie ältere. Während ein sechsjähriges Kind zum Beispiel weiß, wenn es sich auf einer hohen Plattform ohne Umzäunung befindet, dass es einen entsprechenden Abstand zum Rand halten sollte, damit es nicht herunterfällt, kann ein zweijähriges Kind diesen Zusammenhang zwischen Höhe und eigener Absturzgefahr in der Regel noch nicht erkennen und wird dementsprechend keine Maßnahmen zum eigenen Schutz ergreifen.

Daher brauchen jüngere Kinder eine Spielumgebung, in der sie Erfahrungen sammeln können, ohne ernsthaft in Gefahr zu geraten. Erst im Laufe der Zeit entwickeln sie so die Fähigkeit, Risiken zu erkennen, zu verstehen und sich selbstschützend zu verhalten.

Kann ich mein Kind auf das Spielgerät heben?

Besser nicht. Denn in dem Moment, wo ihr euer Kind auf ein Spielgerät hebt, das es aus eigener Kraft noch nicht hätte erklettern können, hebelt ihr die Sicherheitsvorkehrungen der Spielplatzplaner und Gerätehersteller aus und bringt euer Kind in eine Situation, die es überfordern kann und in der es auch schnell gefährlich wird.

Wenn es also überhaupt noch nicht hochkommt, versucht im Idealfall zu erklären, dass es noch ein bisschen Geduld braucht und wachsen muss, um dort hochzuklettern, da das Gerät für größere Kinder gedacht ist. Das setzt natürlich eure eigene Geduld voraus. Aber die Zeit wird kommen…

Kind klettert auf ein Klettergerät
Ein wenig Unterstützung mit der Hand darf schon mal sein. Foto: spielplatztreff.de

Gegen eine leicht stützende Hand unterm Po ist aber nichts einzuwenden. Manchmal brauchen die Mäuse ja einfach nur das Gefühl von Sicherheit, um an ihre eigenen Fähigkeiten zu glauben und sich zu trauen  😉

Europäische Spielplatznormen regeln die Spielplatzsicherheit

Alle Sicherheitsvorschriften für Spielplätze sind in den Europäischen Spielplatznormen streng geregelt.

Eine ganz zentrale Spielplatznorm ist zum Beispiel die DIN EN 1176* – sie definiert die Sicherheitsanforderungen an Spielplatzgeräte. Dort ist auch die Höhe der untersten Sprosse geregelt.

In Deutschland sind wir als Eltern / Erwachsene – übrigens im Unterschied zu den anderen europäischen Ländern – grundsätzlich gesetzlich verpflichtet, Kinder unter 3 Jahren auf Spielplätzen zu begleiten und zu beaufsichtigen. Deshalb werdet ihr nicht an jedem Klettergerät, dass nicht für U3 geeignet ist, eine erhöhte Sprosse entdecken. Sie ist zwar hilfreich, aber in Deutschland nicht verpflichtend. Habt eure Kinder also gut im Blick!

Hand auf’s Herz: Hebt ihr euer Kind auf’s Klettergerät oder versucht ihr zu erklären, dass es noch warten muss bis es größer ist? Wenn ein geeigneter Spielplatz vor der Haustür fehlt, schnapp dir die Spielplatztreff App und suche dir den passenden Spielplatz.

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Titel-Foto: Bettina Schilling / spielplatztreff.de