Rund 15 Mio. Besucher nutzen jährlich Indoorspielplätze. Was macht den Reiz eines Indoorspielplatzes aus? Das haben wir Dr. Achim Landvogt gefragt. Er betreibt selbst den Indoorspielplatz rabatzz! in Hamburg und ist seit vier Jahren Vorstandsvorsitzender des Verbandes Deutscher Hallenspielplätze (VDH).

Herr Dr. Landvogt, Kinder lieben Indoorspielplätze. Warum?

Dr. Landvogt: Da fragen Sie am besten die Kinder selbst. Kinder wissen eindeutig, wo es ihnen gefällt. Sie können es vielleicht nicht so gut erklären, aber sie wissen es ganz genau.

Ich würde das aber gerne von Ihnen wissen…

Eins ist sicher: Kinder bewegen sich gerne. Aber zu Hause haben sie oft zu wenig Platz oder zu wenig Gelegenheit. Der Indoorspielplatz bietet ausreichend Platz und eine Menge spannender Spielgeräte, die Kinder zu ganz vielen verschiedenen Bewegungsarten motiviert. Die ausgewogene Mischung der verschiedenen Geräte macht den Reiz aus und ist entscheidend für die Attraktivität der Anlage. Das ist das Erfolgsgeheimnis.

Kinder werden nicht passiv bespaßt, wie zum Beispiel in einem Karussell auf der Kirmes, sondern können selbst aktiv auf Entdeckungs- und Eroberungsreise gehen. Dabei haben sie so viel Spaß, dass sie gar nicht merken, wie intensiv sie sich bewegen. Auch diejenigen, die sich sonst vielleicht nicht so gerne bewegen, zieht das in den Bann.

Viele Eltern beklagen die Lautstärke in Indoorspielplätzen. Lässt sich dagegen etwas tun?

Nein, nicht wirklich. Denn zum einen ist es natürlich laut, wenn so viele Kinder zusammen spielen, toben, lachen und sich bewegen. Und zum anderen liegt das an der Beschaffenheit der Indoorspielplatz-Hallen selbst. Dazu muss man wissen: Ca. 80 Prozent aller Indoorspielplätze sind in ehemaligenTennishallen untergebracht. Zu Tennis Boom-Zeiten mit Boris Becker wurden in Deutschland viele Tennisvereine gegründet und Tennishallen gebaut. Nachdem dieser Trend dann wieder abebbte, standen viele dieser Hallen leer. Bis jemand mal auf die Idee kam, einen Indoorspielplatz draus zu machen.

Effektive Lärmschutzmaßnahmen sind in diesen Hallen schlicht und einfach zu teuer. Ich empfehle deshalb immer den Eltern mitzumachen, dann fällt ihnen der Lärm weniger auf. Außerdem: Kinderlärm ist Zukunftsmusik.

Sie hätten gerne, dass Eltern im Indoorspielplatz mitspielen?

Ja, warum nicht? Eltern tut es auch gut in Bewegung zu kommen. Ich finde es schade, dass Eltern nicht mit ihren Kindern die Zeit spielend verbringen, wenn sie sowieso schon im Indoorspielplatz sind. Im rabatzz! sind übrigens alle Geräte von der Statik und der Belastbarkeit her für Erwachsene ausgelegt. Einmal im Monat machen wir einen Ü18 Abend wo nur Erwachsene kommen und dann dort toben wie die Kinder. Das kommt sehr gut an.

Bremsen übervorsichtige Eltern nicht eher das unbeschwerte Spiel der Kinder?

Wir wollen natürlich nicht, dass Eltern ständig hinterherlaufen und sagen: “Pass auf, das kannst du noch nicht, und mach dies nicht und das nicht.“ Spielen ist Lebenserfahrung. Kinder machen bei uns Erfahrungen und sie können auch in gewissen Grenzen Risiken erkennen. Wenn ich die Treppe runtergefallen bin, dann weiß ich, dass das weh tut. Spielen ist wichtig, um seine eigenen Grenzen auszuloten.

Klar, da rasseln auch mal zwei zusammen, das sind Sachen, die sind in diesem Spielbetrieb normal und das kann auch kein Elternteil verhindern, wenn er daneben steht. Aber sich gemeinsam mal so richtig auszutoben und ins Spiel zu versinken, kann doch ein sehr schönes inniges Erlebnis für beide Seiten sein.

Wie werden Indoorspielplätze konzipiert?

Auf Grund unserer Erfahrungen können wir sehr gut abschätzen, welche Geräte funktionieren und welche nicht. Hier hilft natürlich auch der Austausch der Indoorspielplatz-Betreiber in unserem Verband und bewährte Konzepte gibt es in jedem Indoorspielplatz. Grundsätzlich unterscheiden sich unsere Spielgeräte stark von den Geräten auf Außenspielplätzen. Im überdachten Bereich können eben ganz andere Ideen verwirklicht werden. Eigentlich gibt es nur zwei Gründe, warum Gerätekonzepte scheitern: Entweder die Kinder nehmen die neuen Geräte nicht an, oder die Geräte halten es nicht aus. Die werden ja unglaublich bespielt. Das heißt, so ein Gerät muss physikalisch stabil sein und darf nicht ständig kaputt gehen.

Probieren Sie auch ganz neue Spielgeräte aus?

Ja. Im Zuge der Entwicklung des Marktes probieren wir immer wieder neue Sachen aus und versuchen die Schwachstellen zu verbessern. Dabei zahlen wir natürlich auch Lehrgeld. Prinzipiell aber fallen gute Gerätekonzepte ja nicht vom Himmel. Die Geräte kaufen wir auf der ganzen Welt ein, da der deutsche Markt für gute Anbieter sehr klein ist. Die Geräte sind dann in Deutschland vielleicht noch nicht bekannt, in anderen Ländern aber schon lange im Einsatz. Wir haben im rabatzz! zum Beispiel vor drei Jahren  als Erster die steilste Rutsche Deutschlands eingeführt. In England gab es diese Rutsche zu diesem Zeitpunkt aber schon seit 15 Jahren.

Rutsche im Indoorspielplatz
Steile Rutsche im Indoorspielplatz rabatzz! in Hamburg

Was tun die Betreiber für die Sicherheit ihrer Indoorspielplätze?

Als Betreiber sind wir im Rahmen unserer Verkehrssicherungspflicht gesetzlich verpflichtet, den sicheren Betrieb unserer Spielgeräte zu gewährleisten. Das heißt, Spielplatzbetreiber sollten durch einen individuellen Kontrollplan sicherstellen, dass da nichts passiert. Da gibt es Stellen, die werden wöchentlich, monatlich und jährlich kontrolliert. Außerdem empfehlen wir unseren Verbandsmitgliedern einmal im Jahr einen externen Prüfer kontrollieren zu lassen. Der überwiegende Teil der Indoorspielplätze wird deshalb auch einmal jährlich vom TÜV oder einem vereidigten Sachverständigen geprüft. Geprüfte VDH-Mitglieder erhalten unser Sicherheitssiegel: „Mit Sicherheit viel Spaß“

Ich habe als Betreiber das größte Interesse, dass meine Spielgeräte sicher sind. Was anderes kann ich mir überhaupt nicht leisten. Stellen wir fest, es gibt mit einem Gerät ein Problem, wird das Problem analysiert und abgestellt. In der Regel optimieren wir dadurch die Geräte, weil wir sie im Laufe der Zeit verbessern und sicherer machen.

Gibt es gesetzliche Prüfungsvorschriften?

Indoorspielplätze werden nach denselben EN-Normen geprüft wie Außenspielplätze (EN 1176-ff). Die bestehenden Sicherheitsvorschriften lassen sich alle auch im Indoorbereich anwenden. Dort wo die Spielgeräte zu speziell sind, wird geguckt, inwieweit nachgebessert werden kann, um der Norm so nah wie möglich zu kommen. Bei unserer Steilrutsche haben wir zum Beispiel eine höhere Seitenwand gebaut und den Rutscheneinstieg etwas angepasst. Dann ging auch die durch den TÜV.

In welchen Momenten kann es gefährlich werden?

Gefährlich wird es immer dann, wenn Situationen falsch eingeschätzt werden, auch von Eltern übrigens. Ein Beispiel: Wenn ein Kind alleine auf dem Trampolin springt, erfährt es genau, was es macht, spürt die Gegenkräfte und kann das Springen kontrollieren. Wenn ein Erwachsener aber zusammen mit seinem Kind springt, ist das sehr gefährlich. Durch die unterschiedlichen Körpergewichte und Kräfte kann es passieren, dass das Kind irgendwo hin katapultiert wird. Die Kinder sind ihrer eigenen Bewegungen nicht mehr mächtig.

An vollen Tagen stellen wir im rabatzz! dann extra jemanden ans Trampolin, der die Eltern auf diese Gefahr aufmerksam macht. Das ist unser zusätzlicher Beitrag zur Sicherheit. Leider sind die Eltern dann oft uneinsichtig und ärgern sich, dass sie mit ihren Kindern nicht zusammen springen dürfen.

Trampolin springen
Trampolin springen ist auch im rabatzz! in Hamburg sehr beliebt

Das heißt, Indoorspielplätze sind sicher?

Ja. Ich kann es nicht statistisch belegen, weil wir noch keine verbandsweiten Unfallstatistiken haben. Aber gefühlt ist ein Aufenthalt in einem Indoorspielplatz extrem sicher. Da ist schon die Autofahrt zum Indoorspielplatz bei weitem gefährlicher. Ich bin seit 2004 in der Branche tätig. Seitdem ist mir kein gravierender Unfall bekannt, der durch einen Gerätemangel ausgelöst wurde. Dies zeigt, dass es Betreiber mit ihrer Verkehrssicherungspflicht sehr genau nehmen.

Deshalb ärgert uns Betreiber manchmal, dass der Focus in den Medien oft zu sehr auf dem Sicherheitsaspekt liegt. Dadurch kommen die großartigen Möglichkeiten, die Indoorspielplätze den Kindern und Eltern bieten, zu kurz.


Dr. Achim Landvogt

Der Verband Deutscher Hallenspielplätze (VDH) wurde 2004 gegründet. Er vertritt die Interessen deutscher Indoorspielplatz-Betreiber. Bei regelmäßigen Netzwerktreffen, Seminaren und Workshops haben die Mitglieder vielfältige Möglichkeiten, sich auszutauschen und von den Erfahrungen untereinander zu profitieren. Die Mitgliedsbeiträge sind so kalkuliert, dass jeder in der Lage ist, mitzumachen. Der Vorstand arbeitet ehrenamtlich.


 

Okay, das ist jetzt die Gelegenheit: Warum ist ein Indoorspielplatz-Besuch aus Ihrer Sicht so wertvoll?

Wir haben Kinder von 1 bis 14 Jahren bei uns. Und die haben natürlich unterschiedliche Spielschwerpunkte, der wiederum ändert sich im Laufe der Jahre mit der Entwicklung der Kinder. Indoorspielplätze haben da für jede Altersgruppe was zu bieten. Der Mix an attraktiven Spielgeräten ist der Grund, weshalb Kinder immer wieder kommen wollen. Bei uns werden alle Sinne angesprochen, und viele Bewegungsformen herausgefordert. Spielen stärkt die motorischen Fähigkeiten der Kinder, sie machen räumliche Erfahrungen, üben sich in Sozialkompetenz und darüber wird auch der kognitive Bereich des Gehirns gefördert.

Bei uns steht das freie Spiel im Vordergrund, nicht gebunden an Regelwerke oder angeleitet von Trainern. So ganz nebenbei erlernen die Kinder dabei Fertigkeiten und Wissen. Aber immer selbstbestimmt und verbunden mit viel Spaß. Vielleicht ist das das Geheimnis des Erfolgs?

Was machen Indoorspielplätze eigentlich im Sommer?

Prinzipiell muss man sagen, dass wir eine sehr wetterabhängige Branche sind. Je nachdem, ob draußen die Sonne scheint oder ob es regnet, herrscht mal mehr und mal weniger Betrieb. Leute, die sich vor vollen Indoorspielplätzen fürchten, empfehle ich, mal unter der Woche bei schönem Wetter vorbeizuschauen. Da gibt es dann genügend Platz, um sich auszutoben. Und da wir an 365 Tagen im Jahr geöffnet haben, können die Leute auch kommen, wenn es ihnen draußen im Sommer zu heiß ist.

Vielen Dank für das interessante Gespräch!


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