Die Wissenschaft ist sich einig: Natur ist wirkt sich positiv auf die Persönlichkeit aus und stärkt die Gemeinschaft. Vieles davon läuft emotional und unbewusst ab und sehr Vieles kann durch Online-Lernen oder -Spielen nicht ersetzt werden. Das sollten wir uns klarmachen, sagt Biologe und Ökopsychologe Prof. Dr. Norbert Jung. Er hat die unschlagbaren Vorteile des Lernens in der Natur für euch zusammengefasst.

So positiv wirkt die Natur auf Kinder (und auf Erwachsene):

  • Natur stärkt die Intelligenz. Denn in der Natur werden viele Bereiche des Gehirns parallel aktiviert und die Natur liefert durch die enorm vielen Erfahrungsmöglichkeiten differenzierte Denkmuster, z. B. was Wachstum, Vielfalt, Zusammenhang, Unterschied und Ähnlichkeit, Komplexität etc. betrifft.
  • Natur stärkt die soziale Kompetenz. Kinder erfinden in der Natur
    mit anderen Kindern Spiele, bei denen sie etwas gemeinsam auf die Beine stellen. In den Waldkindergärten werden diese Erfahrungen täglich bestätigt.
  • Natur fördert das Sprachvermögen. Indem die Kinder emotional stark motiviert sind und über das Erlebte in der Natur und die selbst erdachten Spiele mit anderen kommunizieren.
  • Natur fördert die Ausdauer. Denn beim Spielen in der Natur „arbeiten“ Kinder an ihren eigenen Projekten und bleiben dadurch länger motiviert und fokussiert.
  • Natur fördert die Konzentration. Kinder sind mit ihrem Körper und mit allen Sinnen auf die zu lösende Aufgabe (z. B. eine Hütte aus Ästen und Laub bauen) konzentriert. Beides, Ausdauer und Konzentration sind auch für die Schule wichtig. Mehrfach wurde bereits festgestellt, dass z. B. ein Tag pro Woche Unterricht oder Aufenthalt in der Natur die schulischen Lernleistungen verbessert.
  • Natur ist gut für die körperliche Gesundheit, für den Kreislauf, die Geschicklichkeit, Beweglichkeit und sogar für die Stärkung unseres Immunsystems. Denn Pflanzen im Wald stoßen (Abwehr)-Stoffe aus, die unser Immunsystem wachrütteln und dadurch unsere körpereigenen Abwehrkräfte aktivieren.
  • Natur fördert die Beziehungsfähigkeit. Kinder profitieren auch emotional. Denn in der Natur haben sie es mit Lebewesen zu tun, mit denen sie lernen, behutsam umzugehen, vor allem mit Tieren. Sie lernen Tiere und Pflanzen zu lieben, sie lernen mitfühlend zu sein und Lebewesen generell wertzuschätzen.
  • Natur stärkt die Seele. Denn Naturerfahrung ist immer auch Selbsterfahrung. Ich erfahre mich nur dadurch, dass ich in der Natur bin. Natur ist haltend. Natur ist gütig, und sie ist etwas sehr Reales und nicht vom Menschen Erdachtes. Sie stellt zwar ihre Bedingungen – wenn beispielsweise ein Gewitter hochzieht, kann es gefährlich werden – aber die Natur will (im Gegensatz zu Menschen) nichts von uns. Jedoch gibt sie auch Gewissheit: Wenn wir durch den Wald gehen, haben wir festen Boden unter den Füßen. Wir fassen den Baumstamm an und der ist wirklich da. Das Gras ist weich, gibt etwas nach und dann hält es uns. Das scheinen ganz banale Dinge, die aber helfen, sich selbst zu erleben und zu psychisch zu festigen.

Manche Städte bieten extra Naturerfahrungsräume, um (Stadt)kindern wieder näher an die Natur zu bringen und entsprechende Naturerfahrungen zu ermöglichen.


Nehmen wir uns das zu Herzen, wird eines deutlich. Wir sollten genügend Raum und Zeit für Naturerfahrungen unserem Alltag schaffen. Macht ihr euch auf den Weg?


Prof. em. Dr. Norbert Jung ist Biologe und Ökopsychologe und lehrt zum Thema Naturerfahrung und Umweltengagement an der Hochschule für Nachhaltige Entwicklung Eberswalde. Obwohl im Ruhestand, hält er eine Vorlesung „Ökopsychologie und Ethik“.


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