Vor über 35 Jahren folgte der gebürtige Italiener Antonio Pizzulli der Urlaubseinladung einer jungen Frau in ihre Heimatstadt Köln und blieb. Ein Glücksfall! Denn seit 19 Jahren engagiert sich der heute 55 Jährige in seinem Veedel (Viertel) Köln-Ehrenfeld als Spielplatzpate.

Darum bin ich Spielplatzpate:

Ich habe damals schon Projektarbeit mit Kindern- und Jugendlichen gemacht.

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Mir fielen damals die zwei Räume am Spielplatz in der Glasstraße auf, die ich als Treffpunkt für meine Angebote nutzen wollte. Die waren zwar völlig kaputt und der Spielplatz glich eher einem Müll- und Drogenumschlagplatz als einem Spielort. Aber ich habe gedacht, aus den Räumen und dem Platz lässt sich was machen. Deshalb wurde ich vor 19 Jahren sofort Spielplatzpate, als ich von dieser Möglichkeit erfuhr.

Ich habe damals schon als selbstständiger Projektleiter im sozialen Bereich Projektarbeit mit Kindern- und Jugendlichen gemacht. Als eine meiner ersten Aktionen habe ich dann, gemeinsam mit Jugendlichen, die Sozialstunden ableisten sollten, diese beiden Spielplatz-Räume, saniert. Heute werden sie regelmäßig genutzt. Auch Kindergeburtstage können dort gefeiert werden. Seit 3 Jahren betreue ich noch den Spielplatz in der Wißmannstraße gleich nebenan.


Auf Spielplatztreff findest du weitere Spielplätze in Köln mit Fotos und Bewertungen.


 

Das treibt mich als Spielplatzpate an:

Ich freue mich immer wieder über die vielen Begegnungen mit Menschen.

Meine Erfahrung ist, wenn sich jemand kümmert, dann tut auch das Grünflächenamt etwas. Die Stadt möchte einen Ansprechpartner haben, denn sie hat Angst, in einen Platz zu investieren, der am Ende nicht angenommen wird. Übrigens ist die gute Zusammenarbeit mit den städtischen Verantwortlichen sehr wichtig für meine Motivation und den Erfolg. Ohne diese positive Rückmeldung wäre es nicht möglich, langfristig etwas auf die Beine zu stellen.

Ich freue mich immer wieder über die vielen Begegnungen mit Menschen, die sich auch engagieren wollen und natürlich geben mir auch meine Erfolgserlebnisse immer wieder neuen Mut und Energie weiterzumachen.

So viel Zeit investiere ich als Spielplatzpate:

Hauptsache man tut etwas!

Vier Stunden pro Woche meiner Freizeit möchte ich ehrenamtlich in den Stadtteil investieren. Das habe ich mir vorgenommen. Und das funktioniert auch. Am Anfang war es vielleicht etwas mehr Zeit, aber inzwischen läuft es fast von allein.

Ich finde übrigens, es ist egal, ob man sich ehrenamtlich um einen Spielplatz kümmert oder etwas anderes tut. Hauptsache man tut etwas! Ich habe zum Beispiel mal Blumen in einer Straße gepflanzt. Die Straße hieß „Grüner Weg“, aber da war nur Beton. Das wollte ich ändern. Ich weiß, dass ich mit solchen Dingen nicht die ganze Welt ändern kann. Aber mit Kleinigkeiten ist auch schon viel getan.

Das habe ich als Spielplatzpate schon erreicht:

Sie haben inzwischen verstanden: der Spielplatz ist nicht mein Spielplatz, sondern unser aller Spielplatz.

Viele Leute denken zunächt einmal, Spielplätze sind nur etwas für kleine Kinder. Dabei ist ein Spielplatz ein Platz für alle, der Begegnungen ermöglicht. Und ich freue mich sehr, zu sehen, dass aus dem Spielplatz in der Glasstraße mittlerweile genau so ein toller Ort geworden ist, an dem sich Leute aus unterschiedlichsten Kulturen in einer angenehmen nachbarschaftlich freundlichen Atmosphäre begegnen und miteinander ins Gespräch kommen.

Die Leute reagieren sehr positiv auf mich. Sie haben inzwischen verstanden: der Spielplatz ist nicht mein Spielplatz oder der Spielplatz der Stadt Köln, sondern unser aller Spielplatz. Und sie kümmern und interessieren sich mehr. Das freut mich. Deshalb sind sie auch bereit, Geld zu spenden. Letztes Jahr haben wir zum Beispiel ein Straßenfest gemacht und 2.100 Euro für ein neues Spielgerät gesammelt. Leider dauert die Umsetzung viel zu lange und einige sind enttäuscht und denken, sie haben so viel Geld gespendet und nun passiert nichts. Sie wollen direkt Ergebnisse sehen, das kann ich sehr gut verstehen.

Das fordert mich als Spielplatzpate heraus:

Es ist wichtig, aber manchmal gar nicht so leicht, dass alle miteinander reden.

Der Platz ist oft sehr voll und da ist es manchmal nicht so einfach, alle Interessen unter einen Hut zu kriegen. In letzter Zeit sind Jugendliche bei einigen Besuchern zum Störfaktor geworden. Zwei- bis dreimal öffne ich die Räume und versuche Angebote zu machen.

Im Hintergrund sind die Räume zu sehen, die von den Kindern und Jugendlichen genutzt werden können.
Spielplatz in der Glasstraße. Im Hintergrund sind die Räume zu sehen, die von den Kindern und Jugendlichen genutzt werden können.

Und ich versuche den anderen Besuchern klar zu machen, dass man für die Jugendlichen etwas anbietet und sie nicht ins Abseits stellt. Jugendliche sind oft wild und besonders lebendig. Und ich denke, das muss man akzeptieren, dass in diesem Alter der Drang, sich zu bewegen und laut zu sein, stärker ausgeprägt ist. Es ist wichtig, aber manchmal gar nicht so leicht, dass alle miteinander reden. Nur dann kann man sich miteinander verständigen.

Das hilft mir als Spielplatzpate:

Die Leute wissen, dass ich das mit Herz mache

Ich habe gerne Kontakt zu anderen Menschen. Ich spreche die Leute gerne an und ich finde es schön, wenn ich im Veedel unterwegs bin und viele Leute kenne und grüße. Das ist für mich eine schöne Lebensart. Die Leute wissen, dass ich das mit Herz mache und es mir Spaß macht. Gerade Kinder und Jugendliche riechen es, ob jemand etwas gerne macht und echtes Interesse dahinter steckt oder nicht. Seit 30 Jahren habe ich in verschiedenen Einrichtungen mit Kindern und Jugendlichen gearbeitet und bringe viel Erfahrung mit. Das hilft sicherlich auch. Nicht nur als Spielplatzpate, sondern auch in meinem Job als Streetworker, geht es mir darum, etwas zu bewegen. Nur um Geld zu verdienen, könnte ich auch Treppen putzen gehen.

Das habe ich als Spielplatzpate noch vor:

Mein Traum ist, beide Plätze miteinander zu verbinden

Der Spielplatz in der Glasstraße ist leider oft überfüllt. Gleich daneben liegt der Spielplatz in der Wißmannstraße. Dieser ist meistens leer und wird überhaupt nicht wahrgenommen, obwohl die Spielgeräte gar nicht so unattraktiv sind. Die Leute gehen eben lieber dort hin, wo schon andere Menschen sind. Mein Traum ist es, eine Möglichkeit zu finden, beide Plätze miteinander zu verbinden und so den Spielraum zu vergrößern. Beide Plätze sind nur von einem Parkplatz und einer Straße getrennt.

Deswegen bin ich mit Studenten der ecosign – Akademie für Gestaltung in Ehrenfeld – in Kontakt, die ein Konzept entwickeln wollen, wie man diesen 2. Spielplatz mehr beleben könnte. Wenn uns das gelingen könnte, wäre das eine tolle Sache! Im Mai oder Juni möchte ich gerne ein Spielplatzfest dort organisieren und dafür die Straße und den Parkplatz sperren und in eine Spielfläche verwandeln, um den Politikern zu zeigen, wie toll das sein kann. Ich bin gespannt.

WEITERE SPIELPLATZPATEN ERZÄHLEN:

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Engagierst du dich als Spielplatzpate und möchtest deine Erfahrungen mit anderen teilen? Dann fülle unser Spielplatzpaten-Formular aus und wir stellen dein Spielplatz-Engagement gerne in unserem Blog vor.

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„KINDER UND TEENS BRAUCHEN RÜCKZUGSORTE“
Steckbrief von Jens Weymann aus Mülheim an der Ruhe, seit über 20 Jahren Spielplatzpate.

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„DER DRANG, MICH ZU ENGAGIEREN, LIEGT IN MEINEN GENEN“
Steckbrief von Uwe Grunert aus Köln, seit 12 Jahren Spielplatzpate.

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„MAN KANN WAS ERREICHEN, WENN MAN SICH REINHÄNGT“
Steckbrief von Katja Schmidt aus Hagen, seit 2 Jahren Spielplatzpatin.

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„ICH HABE SPASS DARAN, VERANTWORTUNG ZU ÜBERNEHMEN“
Steckbrief von Maren Ribhege aus Mülheim an der Ruhe, seit einem Jahr Spielplatzpatin.

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„ERST WAR ICH DER SHERIFF. JETZT BIN ICH DER OPA.“
Steckbrief von Wolfgang Krämer aus Mainz, seit 11 Jahren Spielplatzpate.

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„ICH KOMME SO LANGE, BIS DER BOLZPLATZ FERTIG IST.“
Steckbrief von Werner Beermann aus Hagen-Haspe, seit 11 Jahren Spielplatzpate.

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„SPIELPLATZPATE SEIN MACHT SPASS UND FÜHLT SICH GUT AN“
Steckbrief der Viertklässler in Mettmann, für ein halbes Jahr sind sie gemeinsam Spielplatzpaten an ihrer Schule.

„BEIM SPIELEN VERGISST MAN GANZ DIE ZEIT…“
Steckbrief von Lina Kregel aus Monheim
, seit einem Jahr Spielplatzpatin.

Titel-Foto: Spielplatzpate Antonio Pizzulli auf „seinem“ Spielplatz in der Glasstraße in Köln. ©Schilling