Mit ihrer Initiative „Spielplatzpaten für Mettmann“ engagiert sich Nicola Hengst-Gohlke seit fünf Jahren ehrenamtlich für die Spielplätze in Mettmann und mischt im Spielplatz-Geschehen kräftig mit (wir haben berichtet). Und wie steht die Politik dazu? Freut sie sich über ihre engagierten Bürgerinnen und Bürger oder wird es den Verantwortlichen manchmal auch zu viel? Wir haben uns darüber mit Bernd Günther, Bürgermeister der Stadt Mettmann, unterhalten…

 

Der Spielplatz "Auf der Höhe" wurde 2012 teilweise neu bestückt.

Der Spielplatz „Auf der Höhe“ wurde 2012 teilweise neu bestückt. Foto: Hengst-Gohlke

Herr Günther, sind Sie froh, dass es die „Spielplatzpaten für Mettmann“ gibt?

Günther: Ich finde es toll, dass Frau Hengst-Gohlke damals die Idee hatte, die „Spielplatzpaten für Mettmann“ ins Leben zu rufen. Und ich bin grundsätzlich dankbar, dass es Menschen, wie Frau Hengst-Gohlke gibt, die sich sehr stark für ein Thema einsetzen. Mit dieser Unterstützung der Bürgerinnen und Bürger geht es erheblich besser. Ein solches Engagement, das ja auch in vielen anderen Bereichen stattfindet, kann man nicht hoch genug einschätzen, denn ohne Ehrenamt würden wir vieles in der Gesellschaft verlieren.

 

Erledigt Frau Hengst-Gohlke nicht eigentlich Ihren Job und Sie können sich darauf „ausruhen“?

Günther: Um Gottes Willen. Nein, nein, nein. Wir ruhen uns überhaupt nicht aus! Sondern wir sind froh, dass wir noch jemanden mit im Boot haben und können dadurch sehr wahrscheinlich mehr erreichen, als wenn wir alles alleine machen würden. Die Spielplatzpaten sind eine Bereicherung für Mettmann. Und natürlich auch eine Bereicherung für uns als Stadtverwaltung, weil wir dann zwei Personen haben, die sich darum kümmern. Mein Mitarbeiter und Frau Hengst-Gohlke mit ihren Spielplatz-Paten im Hintergrund. So kann man das besser koordinieren.

 

Inwiefern hat sich durch die Mettmanner Spielplatzpaten die städtische Spielplatz-Arbeit verändert?

Günther: Wir haben hier ca. 70 Spielplätze. Für eine Kreisstadt mit ca. 39.000 Einwohnern ist das ziemlich viel. Wir sind froh, dass wir so viele Spielplätze haben. Aber das verursacht natürlich auch eine Menge Arbeit. Die Spielplätze werden von uns permanent betreut und überprüft.

Durch die Unterstützung der Spielplatzpaten sind wir jetzt schneller dran als früher. Wenn wir durch die Spielplatzpaten auf ein kaputtes Spielgerät hingewiesen werden, können wir uns gleich drum kümmern. Das hätten wir sonst vielleicht erst ein paar Wochen später gesehen.

 

Trotzdem sind einige Spielplätze in Mettmann weniger gut in Schuss. Woran liegt das?

Günther: Die Finanzen sind natürlich immer ein Punkt. Für unsere ca. 70 Plätze haben wir etwa 250.000 Euro im Haushalt drin. Und die müssen entsprechend verteilt werden, wobei etwa 70.000 Euro für die Herstellung eines Spielplatzes vorgesehen sind. Sie können sich vorstellen, wenn ein großes Gerüst baufällig geworden ist, dann wird das entsorgt, ein neues kommt hin und das kostet einiges.

Aber ich muss sagen, wir sind froh, dass wir so viel Geld noch im Haushalt haben. Wir sind eine Haushaltssicherungskommune und in einer angespannten Haushaltssituation, so dass überall überprüft wird, wo wir noch einsparen können. Wenn ich jetzt anregen würde z.B. 150 oder 200 Tausend Euro mehr für Spielplätze einzuplanen, könnte und würde dies von der Politik aus den vorgenannten Gründen nicht genehmigt werden können. Auch wenn die Politik grundsätzlich die Spielplätze unterstützt. Dies bedeutet aber, dass dann auf das ein oder andere Spielplatzgerät verzichtet werden müsste.

Auf dem Spielplatz Falkenweg wurden in den letzten Jahren immer nur Spielgeräte abgebaut, aber nicht ersetzt. Foto: Hengst-Gohlke

Auf dem Spielplatz Falkenweg wurden in den letzten Jahren immer nur Spielgeräte abgebaut, aber nicht ersetzt. Foto: Hengst-Gohlke

 

Welche Strategie verfolgen Sie, um die Spielplatzlandschaft in Mettmann weiter zu verbessern?

Günther: Wir haben unsere Strategie, dass wir unsere ganzen Spielplätze überprüfen und überlegen, ist das Spielgerät etwas für diesen Spielplatz oder nicht oder gibt es neue Spielgeräte, die interessanter wären für Kinder. Kinder wollen etwas erkunden, sehen, an welche Grenzen sie gehen. Als Eltern kriegt man da zwar manchmal Angst, aber Kinder wollen zum Beispiel hoch hinaus klettern.

Im Rahmen eines Beteiligungsprojektes wurde der Spielplatz in der Schumannstraße attraktiver gestaltet. Foto: Hengst-Gohlke

Im Rahmen eines Beteiligungsprojektes wurde der Spielplatz in der Schumannstraße attraktiver gestaltet. Foto: Hengst-Gohlke

Wir entwickeln Spielplätze immer in Zusammenarbeit mit den Bürgerinnen und Bürgern vor Ort. Dabei unterscheiden sich die Wünsche der Eltern oft von denen der Kinder. Die Eltern nehmen wir mit ins Boot, das ist keine Frage, aber für mich ist es immer auch wichtig, die Wünsche der Kinder und Jugendlichen zu hören. Sie schauen durch eine andere Brille. Wenn man eigene Kinder hat, erfährt man das früh genug. Deshalb habe ich auch vor Jahren einen Jugendrat eingerichtet.

Nach Umfrage-Aktion wurde der Spielplatz völlig neu gestaltet. Foto: Hengst-Gohlke

Nach einer Umfrage-Aktion, unterstützt von den Spielplatzpaten für Mettmann, wurde der Spielplatz völlig neu gestaltet. Foto: Hengst-Gohlke

 

Wäre ein „Runder Tisch“ zum Thema Spielplätze denkbar, wie ihn Frau Hengst-Gohlke vorschlägt, an dem sich alle Beteiligten aus den verschiedenen Ämtern austauschen könnten?

Günther: Es gibt so ein bekanntes Sprichwort: „Wenn man nicht weiter weiß, gründet man einen Arbeitskreis.“ Ein Runder Tisch verursacht und bindet jede Menge Arbeitszeit. Wir haben jedoch nur bestimmte Kapazitäten zur Verfügung und die versuchen wir schon so zielgerichtet wie möglich einzusetzen.

Unsere Mitarbeiter sind hundertprozentig engagiert für Spielplätze und mit Haut und Haaren dabei. Wir schauen nicht auf die Uhr – wir machen! Aber wir haben ja nicht nur Grünflächen und Spielplätze zu betreuen, sondern noch viele andere Themen in Mettmann, um die wir uns kümmern. Und wenn es nicht heute passiert, dann passt es vielleicht morgen? Frau Hengst-Gohlke weiß, dass Sie bei mir offene Türen einrennt, wenn Sie mich um Unterstützung bittet. Ich versuche, das Machbare hinzukriegen.

 

Vielen Dank, Herr Günther für dieses Gespräch!

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