Kinder haben Lust sich zu bewegen, mehr noch, sie brauchen die Bewegung für ihre gesunde Entwicklung. Auch deshalb ist es gut, dass es Angebote gibt, wie den Sport- und Begegnungspark Gaarden. Hier kommen alle zusammen,  haben gemeinsam Spaß und gestalten mit. Der Park ist öffentlich, kostenlos und ständig in Bewegung. Über dieses bewegungsintensive Mehrgenerationen-Projekt haben wir uns mit Katrin Kretschmer, der Projekt-Koordinatorin, unterhalten.

 

Frau Kretschmer, was ist das Besondere am Sport- und Begegnungspark Gaarden?

Katrin Kretschmer kümmert sich als Projekt-Koordinatorin um die Belange aller Beteiligten

Kretschmer: Das Besondere am Sport- und Begegnungspark Gaarden ist, dass die Bürger den Park selbst in Bewegung versetzen. Aber eben nicht nur durch ihren Besuch und die Betätigung bei Sport und Spiel, sondern auch durch ihre Beteiligung an der Entwicklung, Gestaltung und Durchführung der Angebote. Dadurch kommen Jung und Alt, Einzelne, Gruppen oder Familien, Alteingesessene und Zugewanderte, Männer und Frauen, aktiv Sportbegeisterte oder auch nicht mehr Aktive bei Sport und Spiel miteinander in Kontakt und alles wird lebendig.

 

 

Wie können wir uns das konkret vorstellen?

Kretschmer: Der Park wird durch eine Interessengemeinschaft „betrieben“, die inzwischen aus 18 Paten/Partnern (Vereine, Schulen, Kindergärten, Freizeitgruppen, etc.) besteht und immer offen für neue Mitglieder ist. Die Paten helfen bei der Weiterentwicklung der Angebote und unterstützen sich gegenseitig.

Darüber hinaus lädt der Park natürlich alle anderen interessierten Gruppen, Einzelpersonen und Anwohner zum „Mitmachen“ und zur Erholung ein. Menschen aller Altersgruppen können sich zu sportlicher oder nicht-sportlicher Begegnung treffen; es gibt keine Öffnungszeiten (außer im Freibad und in den Sportvereinen) und die Angebote im Park können der Nachfrage angepasst werden.

Bauliche Maßnahmen, wie das Wegenetz und die Erneuerung der Sportplätze oder eine zukünftige Service-Station mit öffentlichen Toiletten, werden übrigens aus den Fördergeldern „Soziale Stadt“, städtischen Mitteln und weiteren Fördermitteln finanziert. Alle anderen Angebote werden individuell und von den jeweiligen Paten umgesetzt und finanziert – es entstehen auch Kooperationen zwischen mehreren Paten, um die Kosten gering zu halten oder ein Angebot vielfältiger zu gestalten.

 

Bringen sich auch einzelne Bürger mit ein?

Kretschmer: Klar. Das Feedback der Bürger ist uns sehr wichtig, denn nur so können wir das Konzept nah an den Bedürfnissen der Besucher weiterentwickeln. Mein Büro ist deshalb auch direkt im Park und jeder kann vorbei kommen und Fragen, Wünsche oder Ideen loswerden. Anwohner können übrigens auch Paten werden. Eine Anwohnerin hat zum Beispiel die Patenschaft für ein Beet übernommen, das sie nun regelmäßig pflegt.

Beet der Patin, Foto: K. Kretschmer

Seit März dieses Jahres konnten wir sogar Bürgerarbeiter/innen einstellen, die kostenlose Spaziergänge zum Kennenlernen des Parks und der Angebote anbieten oder die Ausleihe von Spielgeräten betreuen und uns auch bei besonderen Veranstaltungen unterstützen. Es gibt also viele Möglichkeiten, sich selbst mit einzubringen.

 

Was haben Sie alles im Angebot?

Kretschmer: Oh, da kommt einiges zusammen: Es gibt große und kleine Sport- und Fußballplätze, zwei Beachvolleyballfelder, ein Skatepark, eine Rollschuhbahn, einen kleinen Kletterparcours und Kletterfelsen, ein Sommerbad (beheiztes Freibad), Minigolf, Spiellinien mit Karussell, kleinem Trampolin, Wackelbrettern, öffentliche Grillplätze mit Tischen und Bänken, Spiel- und Aufenthaltsangebote im Garten für Generationen, ein Hundeparcours, kostenlose Ausleihe von Spiel- und Sportgeräten, Toiletten u. s. w.

Öffentliche Grillflächen im Park, Foto: K. Kretschmer

Skatepark, Foto: K. Kretschmer

Diese Kletterlinie ist nur eine von vielen Spielpunkten im Park, Foto: K. Kretschmer

Besonders sind auch die verschiedenen Veranstaltungen, wie die öffentlichen Spaziergänge, Lauftreffs, Walking, Freizeitfußballgruppen, Schulsportfeste, Lauftage, Sommerferienprogramm, Kindergartenlauf, Fußball-Turniere für Kinder und Jugendliche sowie das interkulturelles Spiel- und Sportfest.

Sportfest im Park mit Musik, Foto: K. Kretschmer

Kindergartenlauf, Foto: K. Kretschmer

Verschiedene Kulturen und Generationen feiern gemeinsam beim Interkulturellen Sportfest, Foto: K. Kretschmer

 

Hatten Sie anfangs mit Schwierigkeiten zu kämpfen?

Kretschmer: Ja. Als wir hier 2010 anfingen, hatte das 37 Hektar große Gelände keinen Park-Charakter. Die bis dahin recht ungenutzten Flächen waren auch nicht besonders gut gepflegt – im Gegenteil. Es wurde Vandalismus im Allgemeinen und die Zerstörung der erneuerten Bauabschnitte und Spielgeräte befürchtet. Daher war das erste Projekt eine Art Park-Aufsicht: Knapp 20 Personen verschiedenen Alters und unterschiedlichster Herkunft sind im Rahmen einer Beschäftigungsmaßnahme in drei Schichten – meist zu zweit – durch den Park spaziert, um durch Anwesenheit möglichen Schäden vorzubeugen. Es hat überraschend wenig Zerstörung gegeben, so dass die Präsenz im Park inzwischen reduziert werden konnte – dafür werden umliegende Parks jetzt in die Spaziergänge mit einbezogen.

Der Park vorher – düster und wenig genutzt, Foto: Büro Soziale Stadt Gaarden

Damit der Park insgesamt positiv erlebbar wurde, haben wir ein erweitertes, barrierefreies Wegenetz mit zusätzlichen Verknüpfungen eingerichtet, Ein- und Ausgänge sichtbar markiert, überhaupt die verschiedenen Bereiche markiert und beschildert, um die Orientierung zu erleichtern. Und wir haben versucht, so genannte Angsträume abzubauen und Verinselungen aufzulösen.

Schilder und beschriftete Figuren sorgen für Orientierung, Foto: K.Kretschmer

 

Wie gelingt es Ihnen, den Park „in Bewegung“ zu halten?

Kretschmer: Das gelingt durch die vielen verschiedenen Gruppen, die ihre Aktivitäten und Angebote in den Park verlagern. Jugendliche wünschen sich einen Pump-Track, den sie selbst bauen möchten, Senioren warten auf die Sportgeräte im Park, die für sie besonders gut geeignet sind und möchten eine regelmäßige Nutzung der Geräte unter Anleitung organisieren. Die Schulen nutzen den Park auch über den Sportunterricht hinaus und die Familien begleiten die Sportler zum Training, da sie sich während dessen prima beschäftigen können. Auch Betriebssport- und Freizeitgruppen treffen sich hier regelmäßig. Im Sommer wird gegrillt und im Winter gerodelt. Vielleicht schaffen wir es mit Hilfe der anliegenden Berufsschule im kommenden Winter sogar, die Rollschuhbahn oder einen Tennisplatz für ein paar Wochen zur Eisbahn umzuwandeln!?

Mit öffentlichen Spaziergängen informieren wir über die verschiedenen Angebote und lassen die Besucher die angrenzenden Landschaftsschutzgebiete entdecken, die auch viele der Anwohner bisher nicht kannten. So entwickeln sich ganz automatisch immer wieder neue Ideen und Projekte – und inzwischen sind so viele Kontakte entstanden, dass meist auch eine Umsetzung gefunden werden kann.

Öffentlicher Spaziergang für Senioren, Foto: K. Kretschmer

 

Wie bekommen Sie alle Interessen unter einen Hut?

Kretschmer: Als Projekt-Koordinatorin sorge ich für die reibungslose Kommunikation zwischen allen Beteiligten. Ich unterstütze die Organisation und Durchführung von Veranstaltungen, bewerbe den Park und dessen Angebote, vertrete die Interessen der Paten und kümmere mich um die Vernetzung im Stadtteil sowie um die einvernehmliche Nutzung der Sportanlagen.

Organigramm Sport- und Bewegungspark: Viele Partner ziehen gemeinsam an einem Strang

Einmal im Monat treffen wir uns mit den Vertretern der Interessengemeinschaft im Sprecherrat und gehen die aktuellen Anliegen, Probleme und Planungen durch. In diesem Jahr unterstützt mich erstmals ein Kollege in Teilzeit bei der Organisation und Erweiterung der Angebote. Das ist toll.

Die Zusammenarbeit funktioniert sehr gut. Inzwischen arbeiten wir mit vielen Einrichtungen und Projekten so eng zusammen, dass die Grenzen zwischen den Arbeitgebern und Einrichtungen verschwimmen und es sich dadurch manchmal nach viel mehr Kollegen anfühlt.

 

Ihre Ziele für die Zukunft?

Kretschmer: Wir möchten kleinere Projekte wie einen Slackline-Park, ein Bürgerkunstfeld oder den Pump-Track umsetzen, den sich Jugendliche wünschen – aber auch neue Kooperationen ausprobieren, zum Beispiel mit unserer Volkshochschule. Wir freuen uns über ganz neue Ideen und weitere Paten. Es können auch noch viel mehr Kindergeburtstage oder Sommerfeste gefeiert werden, denn Platz ist hier genug!

Wir hoffen, dass zukünftig noch mehr Menschen die vielfältigen Angebote im Sportpark entdecken und auch die Entwicklung kreativ mitgestalten. Die bereits geplanten Bauabschnitte bieten viele neue Möglichkeiten und binden auch den Stadtteil Ellerbek noch stärker an.

 

Vielen Dank für das Gespräch. Ein tolles Projekt, das in den nächsten Jahren bestimmt weiter wächst und lebendig bleibt.

Links:
Offizielle Webseite vom Sport- und Bewegungspark Gaarden