Die Stadt Troisdorf in der Nähe von Köln ist bundesweit die erste Kommune, deren Spielplätze komplett mit einem TÜV-Prüfsiegel ausstattet worden sind. Vielleicht ein Modell mit Zukunft!? Thomas Marner, verantwortlich für die Spielplätze in Troisdorf, im Interview.

Herr Marner, Sie haben als erste deutsche Stadt alle 51 öffentlichen Spielplätze durch den TÜV Rheinland zertifizieren lassen. Wie kommt Troisdorf zu dieser Vorreiterrolle?

Thomas Marner
Thomas Marner, Foto: privat

Marner: Nachdem ich vor drei Jahren die Verantwortung für die Verkehrssicherheit der Spielplätze übertragen bekommen habe, stellte ich einen gewissen Handlungsbedarf fest. Aufgrund dieser Tatsache habe ich einen externen Gutachter vom TÜV Rheinland mit einer Jahresinspektion beauftragt. Im Anschluss daran schlug uns der TÜV Rheinland vor, unsere gesamten Spielplätze zu zertifizieren und mit dem TUVdotCOM-Prüfsiegel versehen zu lassen. Diese Idee hat uns im Interesse der Sicherheit sofort zugesagt.

Was genau müssen die Troisdorfer Spielplätze erfüllen, um das TÜV-Prüfsiegel zu erhalten?

Zunächst einmal ist Grundvoraussetzung, dass die Spielplätze regelmäßig normgerecht den unterschiedlichen Kontrollen unterzogen werden. Darüber hinaus muss gewährleistet sein, dass Mängel, durch die Kinder zu Schaden kommen können, unverzüglich behoben werden. Derartige Schäden entstehen leider immer wieder durch Vandalismus. Darüber hinaus muss die gesamte Organisation der Verwaltung, die hinter den Spielplätzen steht, geprüft sein. Dies bedeutet, dass die Verfahrensabläufe festgelegt sind, dass den entsprechenden Mitarbeitern die notwendigen Befugnisse übertragen wurden und vieles mehr.

Außerdem ist auf jedem Spielplatzschild eine Telefonnummer angegeben, die bei Schäden angerufen werden kann. Die Behebung passiert immer schnellstmöglich, aber eine Zeit kann nicht angegeben werden. Es kann am selben Tag passieren oder mehrere Wochen dauern (bei Materialbestellung). Entscheidend ist, dass die Gefahr beseitigt wird – das kann auch einmal mit der Sperrung eines Gerätes erfolgen.

Eigentlich schreibt die europäische Norm für Spielplätze genau vor, wie und wann ein Spielplatz zu prüfen ist. Warum sind TÜV zertifizierte Spielplätze, aus Ihrer Sicht, dennoch sicherer gegenüber den üblichen Prüfverfahren?

Vor allem, weil ein unabhängiger, externer Gutachter die Kommune überwacht und prüft. Das gibt den verantwortlichen Personen ein großes Stück Sicherheit mehr, als wenn man sich nur selbst prüfen würde. Außerdem regelt die Norm zwar vieles, aber auch die Rechtsprechung prägt Normen und Verordnungen, einige Sachverhalte können interpretiert werden. Darüber hinaus ist der Erfahrungsschatz eines Gutachters, wie dem TÜV-Rheinland einfach um ein Vielfaches größer als der der Mitarbeiter einer Kommune.

Spielplatz Burg Wissem ist einer der beliebtesten Spielplätze in Troisdorf. Foto: Stadt Troisdorf

Wie lange haben Sie gebraucht, um alle nötigen Rahmenbedingungen für die Vergabe des TÜV-Prüfsiegels zu schaffen?

In einem fließenden Prozess über drei Jahre, haben mein Team und der TÜV-Rheinland gemeinsam auf eine Zertifizierung der Spielplatzsicherheit hingearbeitet. Für die letzten Bausteine der Erfüllung der Voraussetzungen haben wir nur wenige Monate gebraucht. Ich bin aber der Meinung, dass eine Kommune, die das Ziel dieser Zertifizierung ernsthaft verfolgt und auch ausreichend Personal dafür einsetzt, es innerhalb eines halben Jahres erreichen kann.

Wie lange ist ein TÜV-Prüfsiegel gültig und was kostet es?

Das Zertifikat ist 5 Jahre gültig. Die Prüfsiegel auf den Spielplatzschildern werden jedoch jährlich, jeweils nach der Hauptinspektion, erneuert, um auch den Bürgern zu zeigen, dass diese – nach Norm zwingend im Abstand von nicht weniger als 12 Monaten durchzuführende – Hauptinspektion durchgeführt wurde. Nach Ablauf der fünf Jahre wird die Verlängerung beantragt. Der Preis ist immer abhängig von dem in der jeweiligen Kommune entstehenden Aufwand. Uns hier in Troisdorf hat das ganze ca. 5.000 € für den Zertifizierungsprozess mit Siegelerteilung und Prüfung aller Verfahrensabläufe und Arbeitsanweisungen gekostet.

Welche Tipps würden Sie anderen Städten und Kommunen mit auf den Weg geben, die sich ebenfalls mit dem Gedanken tragen, ihre Spielplätze zertifizieren zu lassen?

Da ich mich auch als Vater eines 5-jährigen Sohnes auf Spielplätzen aufhalte, kann ich nur jeder Kommune empfehlen, diese Zertifizierung anzustreben. Die Spielplatzsicherheit, die regelmäßige fachgerechte Prüfung und die Entdeckung und Beseitigung von Mängeln ist für eine Kommune eine sehr wichtige Aufgabe. Und die Sicherheit steigt definitiv an – alleine das sollte es wert sein.

Vielen Dank, Herr Marner, für das interessante Gespräch.


Wo lässt es sich in Troisdorf prima und sicher spielen? Auf Spielplatztreff findet ihr die Spielplätze in Troisdorf.


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